Goldbach akzeptiert die kleineren Brötchen: Einst glorreiche AC Bavaria ist in diesem Jahr zumindest zurück in der Hessenliga
Der achtmalige deutsche Meister (1987 und 1989 sowie 1991 bis 1996) und viermalige Vize-Meister (1988, 1990, 1997 und 1998) backt längst kleinere Brötchen, befindet sich seit dem Oberliga-Rückzug (nach der Saison 2016), einer Ligapause (2017) und einem Neustart in der Verbandsliga (2018) nach seiner Verbandsliga-Meisterschaft 2019 aber wieder im Aufwind. Der Kader für die Hessenliga, die 2020 coronabedingt ausfiel, steht und das Umfeld trägt die bescheideneren Ambitionen des Vereins mit.
Das hat Michael Heeg, seit drei Jahren Vorsitzender des Athletik-Clubs Bavaria, schon in den beiden Verbandsliga-Jahren festgestellt. Die dortigen Kampfabende waren für Verein und Publikum nicht immer eine Offenbarung: In den nur acht Gewichtsklassen kamen oft noch weniger Duelle zustande, was meist an der Personalnot oder Überforderung der Gegner - zur Hälfte zweite Mannschaften - lag. Ruckzuck waren viele Heimkämpfe beendet, vor Spannung prickelten sie nur selten. Dennoch kamen im Schnitt mehr als 100 Zuschauer: »Wir hatten für die Verbandsliga sehr gute Zahlen«, freut sich Heeg über den Zuspruch der Anhänger.
Dennoch sind die Goldbacher glücklich, ihren Fans in diesem Jahr wieder engere und längere Kampfabende bescheren zu können. Die Verbandsliga-Meisterschaft 2019 und eine entsprechende Regelung des Hessischen Ringer-Verbands ermöglichten es dem AC Bavaria, die Landesliga zu überspringen und sich direkt in die Hessenliga zu katapultieren. Die ist derzeit immerhin die zweithöchste Landesklasse und hinter Bundes- und Oberliga die dritthöchste Ebene im deutschen Mannschaftsringen. Zumindest, bis 2022 die 2. Bundesliga wieder eingeführt wird.
In den Vergleichen mit dem KSV Waldaschaff, dem KSV Seeheim, der FSV Münster, dem ASV Frankfurt-Griesheim, den Bundesliga-Reserven aus Kleinostheim und Hösbach sowie jener des Oberliga-Topfavoriten KSV Rimbach werden die Trauben im Herbst ungleich höher hängen. »Unser Ziel ist ein Platz im Mittelfeld«, blickt Heeg voraus und weiß dabei, dass es bis zum Meldeschluss der HRV-Vereine am 30. April durchaus noch die eine oder andere Überraschung geben kann.
Im KSV Neu-Isenburg, der keine Mannschaft mehr zusammenkriegt, meldete sich der erste Hessenligist vor wenigen Wochen bereits ab. Was immerhin die Goldbacher Abstiegssorgen auf ein Minimum reduzieren dürfte: Denn je weniger Mannschaften in der Hessenliga antreten, desto eher dürfte der HRV selbst den letzten Tabellenplatz mit einem Abstiegsrecht statt einer Abstiegspflicht versehen.
Unter ihrem Trainer Patrick Dominik hat sich der AC Goldbach für die höhere Klasse präpariert: »Wir wären startklar«, sagt Heeg nach transfertechnisch ruhigen Monaten. Das Gros der Mannschaft hatten die Unterfranken schon für 2020 beisammen, ehe die Saisonabsage real wurde. Überwiegend setzt man auf Athleten der Verbandsliga-Runde, in der der Meister bei nur einer Niederlage sportlich über den Dingen stand. Unter anderem Simon Steigerwald (bis zu seiner Hochzeit den meisten Ringerfans unter dem Namen Hüttner bekannt) und Matthias Gerlach zählt der Vorsitzende zu den potenziellen Siegringern.
Als solchen nennt er auch Emanuel Masnita: Er stand bis zur Saison 2016 im Goldbacher Oberliga-Aufgebot, pausierte danach und ist nun zurückgekehrt. Masnita soll die Freistil-Limits bis 86 und 98 Kilo besetzen. Mit Christian Lombardi hat der AC Goldbach einen weiteren erfahrenen Ringer verpflichtet. Lombardi pausierte zuletzt ebenfalls, gehörte der SG Arheilgen an und ist (vor allem im freien Stil) als Ergänzung für die Gewichtsklassen bis 98 und 130 Kilo eingeplant. Außerdem verbreitert der aus dem Judo kommende Quereinsteiger Martin Hammer das personelle Angebot in den Freistil-Klassen bis 80 und 86 Kilo.
Voraussichtlich nicht mehr oder nur noch selten für die Goldbacher auf die Matte gehen wird wegen eines Umzugs Sinan Güvener. »Eventuell können wir in den unteren Gewichtsklassen zwei unserer Jugendringer einbauen«, blickt Michael Heeg außerdem voraus. Nicht nur bei den Aktiven hat sich der 250 Mitglieder zählende Athletik-Club nach seinem Neustart vor drei Jahren berappelt, sondern auch beim Nachwuchs: 30 Mattenfüchse zählt er inzwischen wieder, trotz der Konkurrenz des benachbarten Bundesligisten KSC Hösbach. Spätestens 2022 will der AC Goldbach auch in der Jugendliga Hessen ein Team stellen.
