Kopfstoß von Manfred Weiß: Comeback der Methusaleme
Wann zählt ein Fußballcoach zum alten Eisen? Diese Frage ist schwer zu beantworten! Denn dass selbst eine schwindelerregende Zahl von Lenzen nicht vor Erfolgen schützt, hat die Trainergilde oft bewiesen, meint Manfred Weiß in einem Kopfstoß.
Jupp Heynckes fällt einem sofort ein, aber auch Udo Latteck, der 2000 bei einem fünfspieltägigen Interregnum den BVB vor dem Abstieg rettete - weniger durch spieltaktische Finesse als durch pure Präsenz. Oder Otto Rehhagel! Er führte 1998 nicht nur Aufsteiger Kaiserslautern zur Meisterschaft, um das »Wunder vom Betze« zu vollbringen, sondern auch die griechische Nationalelf zum EM-Titel - im dann wirklich pensionsreifen Alter von 65 Jahren. Ein Erfolg, der ihm bei mythenbrünstigen Hellenen prompt den Ehrentitel »Rehakles« bescherte.
Algorithmen im Kopf
Heute haben es Fußballtrainer schwerer, noch im hohen Alter mit ihrem Wissen über Blutgrätsche und Kopfstoß die kickende Zunft zu quälen. Die Nagelsmänner, Kohfeldter und Tedescos machen ihnen mit ihren Taktik-Algorithmen mächtig Dampf. Nur wenige Recken widersetzen sich mit List und Leistung - Düsseldorfs Friedhelm Funkel zuvorderst.
Jetzt scheint sich auch Dieter Hecking in die Phalanx der Trainer-Methusaleme einzureihen. 54 Jahre ist er und mit den Mönchengladbacher Fohlen auf dem Weg in die Champions League. Dennoch treibt ihn die Frage um, was das Arbeitsleben noch für ihn bereit halte, wie er dem »Kölner Stadt-Anzeiger« beichtete. In drei, vier Jahren könne er sich den Bundestrainer-Job vorstellen. Dann würde Hecking steil auf die 60 zumarschieren. Muss sich Rudi Gutendorf, der nach Botswana, Fitschi, Nepal und weiteren 50 Trainerstationen als 92-Jähriger in Koblenz angeblich Flüchtlinge trainiert, etwa Sorgen machen?
Manfred Weiß
