Bauwirtschaft trotzt Corona
Umsatz: Achtes Wachstumsjahr in Folge -Mehrwertsteuersenkung hat dazu beigetragen
Für die Branche war es bereits das achte Jahr mit steigenden Umsätzen in Folge. Im Dezember lagen die Erlöse gar 18 Prozent über dem Vorjahresmonat, zeigten die vorläufigen Zahlen.
Zu dem Aufschwung trugen fast alle Bereiche des Baugewerbes bei - mit Ausnahme des Baus von Straßen und Schienenstrecken, der leicht unter dem Vorjahreswert blieb. Das Geschäft der Zimmerleute wuchs am stärksten, um 13,6 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten im Jahresdurchschnitt stieg laut der Wiesbadener Statistiker um 1,5 Prozent.
»Die Bauwirtschaft erweist sich einmal mehr als Stütze der Gesamtwirtschaft«, erklärte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB). Geholfen habe auch die Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr. Deren Auslaufen zum Jahresende habe zu einem starken Umsatzanstieg im Dezember geführt.
Vor allem der boomende Wohnungsbau treibt die Bauindustrie seit langem an. Das machen auch Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik deutlich: Demnach sind allein in Bayern im vergangenen Jahr so viele Baugenehmigungen für Wohnungen vergeben worden wie seit 1998 nicht mehr. Ihre Zahl stieg vorläufigen Daten zufolge im Vergleich zu 2019 um 2,9 Prozent auf 77 743, in Unterfranken sogar um 6,3 Prozent auf 5572.
»Trotz der Herausforderungen der Pandemie verzeichnen wir ein Rekordergebnis beim Wohnungsbau«, sagte die Bayerische Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU). »Diese Entwicklung ist auch gut für die Wohnungsmärkte, denn gegen die Wohnungs?knappheit hilft nur bauen, bauen, bauen.«
Eine Zunahme der Baugenehmigungen gab es vor allem in ländlicheren Gebieten. In den Landkreisen stieg die Zahl um 6,2 Prozent auf 52 850. In den kreisfreien Städten sank sie dagegen um 3,4 Prozent auf 24 893.
Zuletzt klagte die Bauindustrie jedoch in der Pandemie über Zurückhaltung bei öffentlichen Auftraggebern und Unternehmen. Die Lage der Kommunalhaushalte sei stark angespannt, stellte der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) kürzlich fest. »Bund und Länder stehen weiter in der Pflicht, die Handlungsfähigkeit der Kommunen auch in diesem Jahr zu gewährleisten.« Der kommunale Investitionsstau bei Straßen und Schulen dürfe sich nicht vergrößern.
Die guten Geschäfte am Bau wecken bei Gewerkschaften Begehrlichkeiten. So kündigte die IG Bauen Agrar Umwelt (IG Bau) an, sie werde sich in der im Mai beginnenden Tarifrunde für ein »kräftiges Einkommensplus« einsetzen. »Während viele Branchen stark unter den Lockdowns leiden, laufen die Arbeiten auf den Baustellen seit Beginn der Pandemie auf Hochtouren weiter«, erklärte Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt.
Für die rund 850 000 Beschäftigten müsse es eine Anerkennung für ihren Einsatz unter erschwerten Bedingungen geben. Zudem müssten Bauarbeiter für die langen Fahrten zu Baustellen eine angemessene Entschädigung erhalten.
