Wo der Kunde gläsern wird

Einzelhandel: Digitale Preisschilder bieten zusätzliche Infos und sammeln Daten

Aschaffenburg
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Elektronische Preisschilder
Ein elektronisches Preisschild in einem Supermarkt. Foto: Marius Becker (dpa)
Foto: Marius Becker (dpa)
Preis­schil­der auf Pa­pier sind ein Aus­lauf­mo­dell. Die Zu­kunft im Ein­zel­han­del ge­hört dem elek­tro­ni­schen Preis­schild, auf dem der Wa­ren­wert va­ri­iert wer­den kann - ähn­lich wie es heu­te schon an Tank­s­tel­len Rea­li­tät ist.
In der Region ist das futuristische Marktausstattungselement allerdings noch nicht angekommen. »Elektronische Preisschilder sind für uns aktuell nicht interessant«, so Pressesprecherin Antje Müller des Biohandelsunternehmens dennree, das in der Region die denns-bio-Supermärkte in Aschaffenburg, Dieburg, Hanau, Gelnhausen und Würzburg betreibt. Das liegt auch daran, dass die Preise für Lebensmittel relativ stabil sind. »Es gibt kaum Produkte im Einzelhandel, deren Preise sich täglich ändern«, so Michael Ziegler vom Handelsverband Bayern in Würzburg.
Angebote des Wettbewerbers
Anders sieht es hingegen bei Elektro- oder Elektronikgütern aus. Beim Elektronikhändler Media Markt - mit Filialen unter anderem in Aschaffenburg und Gründau (Kreis Main-Kinzig) - wurden Preise bisher auch schon innerhalb eines Tages geändert, um etwa auf Angebote eines Wettbewerbers zu reagieren. »Dann müssen die Schilder umständlich per Hand von Mitarbeitern ausgetauscht werden. Das würden wir uns mit den neuen Etiketten ersparen«, meint Karl-Heinz Burkhart, Geschäftsführer des Media Markt Aschaffenburg. Das Handelsunternehmen will die neue Digitaltechnik auch nutzen, um Kunden zusätzliche Informationen über Produkte anzubieten - die soll er über sein Smartphone abrufen können.
Hubert Baumann, Unternehmensberater für Marketing und Strategie aus Haibach (Kreis Aschaffenburg), sieht das als Komfort für die Kunden - auch wenn diese den variablen Preisen sicher skeptisch gegenüber stehen. Aber mit dem Schild, das plötzlich mit dem Smartphone des Ladenbesuchers kommuniziert, hat Baumann auch Probleme. »Ich sehe eine gewisse Nachvollziehbarkeit für den Händler. Der könnte nämlich Rückschlüsse auf bestimmte Warenvorlieben ziehen und diese Informationen gezielt für seine Zwecke auswerten«, meint der Experte.
Der gläserne Kunde, der digitale Spuren hinterlässt, aus denen passgenaue Angebote für ihn erstellt werden, wird immer mehr zur Realität. »Wenn es aber beispielsweise dem örtlichen Handel gelingt, dem Kunden, der online ein Produkt gesucht hat, ihm das dann günstig im Markt anzubieten oder ihn gezielt auf eine vergleichbare Alternative aufmerksam zu machen, dann könnte das den stationären Handel sogar stärken«, meint Baumann. Genauer auf die Wünsche des Kunden eingehen zu können, das sei das Ziel - was letzten Endes auch eine Umsatzsteigerung zur Folge haben könnte.
Bis zu 15 000 Artikel
Doch bevor Kosten eingespart werden, fallen welche an. Ein Supermarkt mit vollem Sortiment bietet bis zu 15 000 unterschiedliche Artikel. Entsprechend viele Displays müssen die Händler anschaffen, denn jede Pappe wird durch einen Mini-Bildschirm ersetzt. Schnell kommen da hohe fünfstellige Summen pro Laden zusammen.
Die digitalen Preiskennzeichnungen sind laut Michael Ziegler vom Handelsverband Bayern in Würzburg aber eine sinnvolle Investition. »Ziel des Handels ist es unter anderem, die Verbraucher mit falschen Etikettierungen nicht zu verärgern«, meint Ziegler.
Bettina Kneller
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