Sparkasse mit mehr Einlagen, aber weniger Gewinn
Jahresbilanz: Aschaffenburger Kreditinstitut mit 142.000 Kunden Marktführer - Rückkehr der Zinsen macht Anlagen lukrativ, dafür geht Neugeschäft mit Darlehen zurück
Man habe trotz aller Herausforderungen auch 2022 »gute Geschäftsergebnisse erzielt und in vielen Bereichen die Marktführerschaft in der Region gehalten oder ausgebaut« fasst Vorstandsvorsitzender Jürgen Schäfer zusammen.
Er verwies dabei auf eine Bilanzsumme von rund 5,6 Milliarden Euro (Vorjahr 5,4 Milliarden Euro) sowie auf rund 142.000 Kunden - etwa 1500 mehr als im Vorjahr. Die Sparkasse hat nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 42 Prozent. Insgesamt wuchs das Kundenvermögen über alle Anlageformen leicht auf 6,09 Milliarden Euro (Vorjahr 6,06). Der Überschuss sank derweil auf 3,2 Millionen Euro (4,4 Millionen).
Deutlich erfreut zeigt sich Schäfer darüber, dass es nach vielen Jahren der Null- und Negativzinsen wieder Zinsen gibt. Nach Einschätzung des Sparkassenchefs ist der Anstieg der Zinsen allerdings zu schnell gekommen.
Für Banken ist die sogenannte Zinsspanne eine ganz wesentliche Einnahmequelle, also das Geschäftsmodell, dass für verliehenes Geld deutlich mehr Zins erhoben wird als für angelegtes gezahlt wird. Der Unterschied ist wieder deutlich größer. Dass Geldhäuser für Anlagen nun wieder Zinsen zahlen statt sie mit Strafzinsen zu belasten, merkt auch die Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau: Die Einlagen wuchsen um 158 Millionen Euro auf einen Gesamtbestand von 4,3 Milliarden Euro zum Jahresende.
Der Zinsanstieg hat aber auch eine Kehrseite: Für nicht wenige sind Baudarlehen nun nicht mehr zu stemmen. Das spüren und beklagen nicht nur Bauunternehmer, sondern auch die Banken.
Bei der Sparkasse macht sich das bemerkbar am gesunkenen Neugeschäft bei Darlehen. War das Geschäft 2020 und 2021 auf 727 Millionen Euro und 747 Millionen Euro gewachsen, ging es 2022 auf 717 Millionen zurück. Jürgen Schäfer spricht von einer »deutlichen Abkühlung«.
»Der Traum von den eigenen vier Wänden ist derzeit deutlich schwerer zu verwirklichen, als noch vor einem Jahr. Es ist Realität, dass der Erwerb von Wohneigentum für viele Menschen in weite Ferne gerückt ist«, so der Sparkassenchef. Es sei daher dringend geboten, sich politisch Gedanken zu machen, wie durch gezielte Förderprogramme der Erwerb von Wohneigentum erleichtert werden könne.
Die Verteuerung von Krediten hat zugleich ein anderes Geschäft wiederbelebt - das mit Bausparverträgen. Fast 3700 neue Verträge mit einem Gesamtvolumen von 254,2 Millionen Euro unterschrieben Kunden, um sich niedrigere Zinsen zu sichern.
Zum Vergleich: Lediglich 110 Millionen und 129 Millionen Euro waren es die Jahre davor, als Kreditzinsen teils unter einem Prozent lagen. Doch nicht alle Kunden können angesichts der hohen Teuerungsraten Geld zur Seite legen. Das zeige sich daran, dass die Sparfähigkeit teilweise deutlich abnehme, so Schäfer weiter.
Wichtig bleibt für die Sparkassen der Immobilienhandel. Auch da hat der Preis- und Zinsanstieg Auswirkungen: Wurden 2021 noch Objekte mit einem Wert von 72 Millionen Euro vermittelt, waren es 2022 für 140 Objekte noch 59,1 Millionen Euro. Zufrieden ist die Sparkasse mit der Girokonto-Entwicklung. Zum Jahresende zählte man 135.846 Privatgirokonten, 2432 mehr als zu Beginn des Jahres. Hinzu kommen 14.225 Geschäftsgirokonten.
Gut genutzt werden offensichtlich die digitalen Produkte und Dienstleistungen. Fast 74 Prozent aller Privatgirokonten würden mittlerweile online geführt und über 46.000 Kunden nutzten die Sparkassen-App für die Abwicklung ihrer Finanzgeschäfte, so Jürgen Schäfer weiter.
Gut für die Kunden: Nachdem 2022 die Gebühren für Konten wie die Variante »Giro S CleverClick« auf monatlich 3,90 Euro angestiegen war, soll es heuer keine Erhöhung geben. Es seien »keine Preisanpassungen geplant«, hieß es auf Anfrage. Ebenso wichtig vor allem für weniger digitale Kunden: Derzeit bestehen laut Sparkasse keine Pläne zur Schließung von weiteren Filialstandorten.
Auch 2022 hat das Geldhaus mit Spenden und Sponsoring geworben. Im vergangenen Jahr wurden demnach mehr als 569.000 Euro für 416 Projekte bereitgestellt. Die Sparkasse legt dabei nach eigenen Worten immer mehr Wert auf nachhaltige Projekte.
Im vergangenen Jahr und gleich zum Jahresbeginn wurde die Sparkasse nach Angaben von Schäfer im unabhängigen Bankentest wieder zur Besten Bank in Aschaffenburg gekürt.
Die Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau ist mit 728 Mitarbeitern und 35 Auszubildende und duale Studenten einer der großen Arbeitgeber in der Region. 2022 starteten 17 neue Mitarbeiter und 13 Auszubildende ihren Karriereweg in der Sparkasse. Allerdings sinkt die Zahl der Beschäftigten - in der Main-Echo-Rangliste 2017 war die Sparkasse mit damals 850 Mitarbeitern noch unter den Top 20 am Untermain - 2022 belegte sie dann Platz 22. (bach)
