Aschaffenburgerin Mona Buruncuk ist gefährliche Brustimplantate losgeworden

Drei Operationen hinter sich

Aschaffenburg
4 Min.

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Mona Buruncuk hat Brustimplantate, die Krebs auslösen können. Die Moderatorin möchte ihren Bekanntheitsgrad nutzen, um andere Frauen zu warnen. Foto: Jürgen Schröder
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Mona Buruncuk aus Aschaffenburg ist Moderatorin und hat Brustimplantate, die Krebs auslösen können © Harald Schreiber
Foto: Harald Schreiber
Lan­ge hat sie ge­sucht nach ei­nem Arzt. Am 3. No­vem­ber 2022 aber hat­te sie es end­lich ge­schafft: Ih­re zwei miss­lun­ge­nen Bru­stope­ra­tio­nen der Ver­gan­gen­heit sind end­lich kor­ri­giert wor­den.

Und end­lich kann sie wie­der leicht durch das Le­ben ge­hen. Und jetzt sitzt sie in ei­nem Ca­fé in Aschaf­fen­burg und kann wie­der la­chen.Und sich freuen über das Ergebnis.

Vor neun Jahren legte sich Mona Buruncuk zum ersten Mal unter das Messer: um ihre massiv ungleich geformten Naturbrüste korrigieren zu lassen. Das war der Anfang eines Alptraumes. Der Arzt setzte ihr zwei gleich große Implantate ein - was die Asymmetrie nicht behob, sondern noch verschlimmerte. In einer zweiten Operation dann wurden ihr passende Implantate eingesetzt. Die Wunden heilten gut, es fühlte sich rundum perfekt an. Die Aschaffenburgerin war zum ersten Mal zufrieden mit ihrem Aussehen. Tätig ist sie in einer Branche, in der Jobs vom guten Aussehen abhängen: Sie arbeitet als freie Moderatorin für TV, Radio und Film. Auch deswegen wagte sie den Schritt zum plastischen Chirurgen. Und bereute ihn nicht - bis die Löcher in ihren Brüsten auftraten. Komische Einbuchtungen, die plötzlich da waren. Und die nicht nur ästhetisch beeinträchtigend waren, sondern ihr auch Sorgen bereiteten.

Per Zufall auf Meldung gestoßen

2019 schließlich stieß Buruncuk per Zufall auf die Meldung, dass die Implantate in ihrem Körper potenziell gefährlich sind. Ihr Arzt hätte sie warnen müssen, hätte sie von dem Produktrückruf in Kenntnis setzen müssen. Passiert ist das aber nicht. Warum kann sie nicht sagen. Inzwischen ist medizinisch anerkannt, dass die Silikonkissen Lymphomkrebs auslösen können. Der Hersteller Allergan warnte davor. Weltweit gab es durch porös gewordene Kissen 500 Fälle von Lymphomkrebs. Nach der unheilvollen Entdeckung berichtete sie unserem Medienhaus zum ersten Mal von ihren gefährlichen Implantaten, die sie lieber gleich loswerden wollte. Nur war es gar nicht so einfach, einen Arzt zu finden, der sie operieren wollte. Und dem sie vor allem vertraute.

Es war eine lange, nervenaufreibende Suche. Und die Zeit hatte die Moderatorin auch immer im Hinterkopf. Denn es war dringend, dass die Implantate gewechselt werden mussten. Zehn Ärzte hat sie aufgesucht, teilweise mitten in der Pandemie, als alles andere außer Corona medizinisch still stand, hat sich mit ihrem Problem vorgestellt. Ist quer durch Deutschland gereist, um einen Operateur zu finden. Die Implantatentfernung sollte als En-bloc-Resektion gemacht werden. Bei diesem Verfahren wird das Implantat mit der umliegenden Gewebekapsel komplett entfernt. Das sei üblich - unter anderem bei Verdacht auf ein defektes Implantat, wie es bei Buruncuk der Fall war.

Entweder wollten die Ärzte dieses Verfahren nicht anwenden. Oder das Reality-Sternchen wurde als Patientin nicht ernst genommen mit ihrem Problem. Viele Ärzte sahen ihre Not nicht. Konnten sich nicht in sie hineinversetzen und sahen die Angst nicht, dass ein solches Implantat Krebs auslösen kann. »Ich hatte ja eine tickende Zeitbombe im Körper. Und niemand konnte mir sagen, wie schlimm es wirklich ist«, erzählt sie.

Sie reist nach Berlin, nach Hamburg. Die Moderatorin bekommt nach den Arztbesuchen entweder Absagen - oder sie vertraut den Medizinern selbst nicht. Buruncuk kostet das Reisen nicht nur Geld, sondern auch Nerven. Immer im Hinterkopf hat sie die Implantate, die jederzeit auslaufen können. Und dann? Timo Spanholtz aus der Praxisklinik am Rosengarten in Bergisch-Gladbach schließlich erklärt sich bereit die Implantate zu entfernen. Und Buruncuk hat ein gutes Gefühl. Sie hat sich bei der Operation filmen lassen von einem Team und hat den gesamten Prozess auf Instagram geteilt. Damit es anderen Frauen helfen kann und Mut macht.

Am Ende war es Glück, dass sie den Eingriff hat machen lassen. »Spanholtz hat bei der ersten Kontrolle nach der Operation gesagt, dass es überfällig war, dass die Implantate raus kommen«, schildert sie. Das Implantat habe ausgesehen wie ein aufgeweichtes Gummibärchen. Bröselig und porös. Die Aschaffenburgerin war einfach nur froh, dass es noch nicht zu spät war. Froh war sie auch darüber, dass ihr ihre Freundin Jessica Hamacher die Möglichkeit bot, bei sich zu Hause in Köln zu übernachten. So war die Anreise zur Nachsorge nach der Operation nicht so aufwendig und anstrengend, als wenn sie von Aschaffenburg hätte anreisen müssen.

Sofort ein gutes Gefühl

Die kaputten Implantate wurden durch neue und kleinere Kissen ersetzt, die Brustwarzen versetzt. Schließlich soll alles passen und der Blick in den Spiegel wieder glücklich machen.

Als sie nach der Operation wach wurde, hatte sie sofort ein gutes Gefühl. Was nicht selbstverständlich ist. Bei ihrer ersten Brustvergrößerung hatte das Reality-Sternchen nach dem Eingriff das Gefühl, als wenn ein Elefant auf ihrem Brustkasten sitzen würde. Aktuell ist Buruncuk noch mitten im Heilungsverlauf. »Ich hatte teils offene Stellen. Ich glaube, ich habe allergisch reagiert auf diese Fäden«, meint sie. Seit der Operation trägt sie Tag und Nacht einen Kompressions-BH. Tägliche Narbenpflege gehört auch dazu. »Man muss cremen, cremen, cremen - morgens und abends«, sagt sie. Man brauche einfach Geduld. »Es kann bis zu ein Jahr dauern, bis das Ergebnis stimmt«, weiß sie.

Austausch mit anderen Frauen

Seit damals tauscht sich die Moderatorin mit anderen betroffenen Frauen aus zum Thema. Sie schreibt mit ihnen via Instagram oder Whatsapp. Sie kennt deren Nöte und Befürchtungen nur zu gut. Viele seien sehr verzweifelt. »Eine Frau hat diese Implantate noch, wie ich sie gerade los geworden bin, leidet aber zusätzlich noch unter einer Autoimmunerkrankung. Da ist eine Entfernung komplizierter, aber nicht unmöglich«, erzählt Buruncuk.

Wenn sie keine Asymmetrie gehabt hätte, wäre sie nie auf eine Brustvergrößerung gekommen. Als Jugendliche und später junge Frau habe sie sich für die ungleichen Brüste geschämt. Im Schwimmbad, beim Sportunterricht, im Sommer habe sie den Makel versteckt. Aus Angst davor, ausgelacht und gehänselt zu werden. Heute mit perfekter Oberweite muss Mona Buruncuk aber auch mit Hasskommentaren zurecht kommen. Nicht alle finden es gut, nicht alle zeigen Verständnis dafür, dass sie Schönheitschirurgen aufgesucht hat. Aber auch das hält sie aus, wünscht den Neidern und Hasserfüllten Liebe und ein schönes Leben - und ignoriert sie in der Folge.

Denn für Mona Buruncuk könnte das eigene Leben nicht schöner sein als gerade jetzt: unendlich erleichtert, die gefährlichen Implantate los zu sein und die Krebsgefahr gebannt zu haben.

Informationen unter: Facebook: mona_buruncuk; Instagram: mona_buruncuk; Internet: https://www.diesemona.de;

Hintergrund: Lymphome durch Brustimplantate - Wie äußert sich das? Wie kann man es erkennen?

Die Symptome eines Lymphoms im Zusammenhang mit Brustimplantaten sind entweder eine Flüssigkeitsansammlung in der Umgebung des Implantats frühestens ein Jahr nach Implantation - was auch Spätserom genannt wird - oder eine Knotenbildung an der Gewebekapsel. Beide Anzeichen sind für Betroffene sowie für Ärzte in der Regel gut erkennbar. Bei einer Diagnose im frühen Stadium der Erkrankung ist die Prognose als sehr gut zu bezeichnen. Als therapeutische Maßnahme ist die Entnahme des Implantats und der Kapsel in der Regel ausreichend. Zur frühzeitigen Erkennung etwaiger Komplikationen werden generell eine jährliche Nachsorgeuntersuchung bei einem Facharzt und die Kontrolle per Ultraschall empfohlen.

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