Unterschiede bei Vorstellungsrunde

Wahlforum der Grünen: Kandidaten wollen »klare Kante« gegen AfD zeigen - Keine Aussage zu Koalitionen

Aschaffenburg
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Diese unterfränkischen Grünen-Politiker wollen 2017 in den Bundestag: (von links) Niklas Wagener, Martin Heilig, Michael Gerr, Barbara Pfeuffer und Manuela Rottmann. Foto: Harald Schreiber
Foto: Harald Schreiber
Seit 2013 sitzt kein un­ter­frän­ki­scher Grü­ner im Deut­schen Bun­des­tag. Da­mit sich das nach der nächs­ten Wahl än­dert, »wol­len wir mal was an­ders ma­chen«, be­grün­de­te Ste­fan Wa­ge­ner, Vor­sit­zen­der der Aschaf­fen­bur­ger Grü­nen, den Auf­takt zu ei­ner un­ge­wöhn­li­chen Ver­an­stal­tungs­rei­he. In drei Dis­kus­si­ons­fo­ren stel­len sich fünf Kan­di­da­ten den Mit­g­lie­dern und der Öf­f­ent­lich­keit.
Auftakt war im Aschaffenburger Colos-Saal. Am 1. Oktober entscheidet der Bezirk dann, wer Spitzenkandidat sein soll. Gewonnen ist damit noch nichts, denn der Unterfranke muss sich im Dezember in Augsburg bewähren. Erst wenn er auf der Landesliste einen aussichtsreichen Platz erringt, kann er sich Hoffnungen auf ein Mandat in Berlin machen.
»Es braucht einen Typ Klassensprecher«, umriss Martin Heilig (Würzburg) das Anforderungsprofil. Das »Hallihallo« sollte wohl der Versuch besonderer Lockerheit sein. Die Vorstellungsrunde offenbarte noch die deutlichsten Unterschiede. Michael Gerr (Würzburg) wollte sich betont unkonventionell geben, erzählte erst einmal, wie er am Morgen aufgestanden war, wie er seine Mails gecheckt und selber welche geschrieben hatte. Und dass es seiner Frau nicht so gut ging.
Manuela Rottmann (Bad Kissingen) bemühte die Geschichte, erinnerte an die bedeutende erste gesamtdeutsche Wahl 1990. »Es steht irrsinnig viel auf dem Spiel«. Jugendlich, aber kompetent und eloquent präsentierte sich der erst 18-jährige Niklas Wagener (Goldbach). Dagegen brachte Barbara Pfeuffer (Schweinfurt), die unterfränkische Bezirksvorsitzende, gleich das womöglich entscheidende Argument vor. »Ich habe gute Vorarbeit geleistet und bin in Bayern gut vernetzt«, weckte sie Hoffnungen auf einen aussichtsreichen Listenplatz.
Die inhaltliche Diskussion gestaltete sich zäh, was nicht verwundert. Natürlich vertraten die Kandidaten keine unterschiedlichen politischen Positionen. Alle bewegten sich streng innerhalb des grünen Parteikanons und weil der Moderator Michael Stenger seine Hauptaufgabe neben einigen mehr oder weniger humorvollen Bemerkungen besonders darin sah, alle zu allem antworten zu lassen, konnte keiner der Redner wirklich eigene Akzente setzen. Beispiel: »Wie beurteilt Ihr die komplette Flüchtlingsthematik, deutschlandbezogen und weltweit. Bitte kurze Antworten.« Die kamen prompt, wenn auch nicht kurz, und finden sicher alle Eingang in das grüne Wahlprogramm: Fluchtursachen bekämpfen, Waffenexporte, europäische Lösungen, Einwanderungsgesetz.
Ähnlich beim Thema AfD. Da forderten alle Kandidaten eine »klare Kante« gegenüber den Rechtspopulisten. Heilig räumte zumindest ein, »dass ich da ein bisschen ratlos bin«, und Rottmann warnte davor, nicht gleich auf jede Provokation der AfD zu reagieren.
Aber wie erreicht man überhaupt die Wähler? Mit den Menschen reden, sie ernst nehmen, nicht nach dem Mund reden, die Ängste aufnehmen, mit »unseren Ideen« darauf reagieren. Am Tisch im Versammlungssaal kann praktische Politik schon mal einfach werden. Interessant war da jedoch der Hinweis von Pfeuffer, »dass Wahlkämpfe über Emotionen gewonnen werden. Derzeit herrschen jedoch vor allem negative Emotionen, die können wir nicht besetzen.«
Auch beim letzten Thema große Einigkeit auf dem Podium. Über mögliche Koalitionen in Berlin wollen alle Kandidaten nicht reden. Unterschiede allenfalls in Nuancen. Rottmann will »bis zum letzten Blutstropfen« für eine Regierungsbeteiligung kämpfen, Wagener zwar auch, scheut sich aber nicht vor der Festlegung, »wenn eine Koalition nicht klappt, dann klappt sie eben nicht.« Nach zweieinhalb nicht immer kurzweiligen Stunden hatte sich zumindest keiner der Kandidaten ins Abseits gestellt. Eine Favoritenstellung konnte sich ebenfalls niemand erarbeiten. So spricht viel dafür, dass sich die Chancen eines Unterfranken eben doch in Parteitagsabsprachen im Dezember entscheiden.
Klaus Gast
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