Eskalationund Zärtlichkeitmit Gitarre
Kabarett: Christoph Fritz im Hofgarten-Kabarett
»Christoph Fritz ist geil, denn er gibt Taxifahrern Trinkgeld, obwohl er zu Fuß gegangen ist. Christoph Fritz ist geil, weil er auch auf Spam-Mails antwortet?«, mit einer langen Aufzählung skurriler Fakten startet der 28-jährige Christoph Fritz aus Österreich in den zweistündigen Abend im Hofgarten-Kabarett.Klar, das egomanische Hamsterrad war eine Anweisung von Fritz' Therapeuten, die ordentlich nach hinten los ging.
Denn »Christoph Fritz ist zu geil für mich geworden. Ich kann mich nicht mehr mit ihm identifizieren«, zieht der junge Mann, der aussieht, als hätte er das Abitur noch vor sich, sein schonungsloses Fazit . . . Mit seinem zweiten Solo-Programm »Zärtlichkeit« bekennt sich das laut eigener Aussage »feige Würschtel« zu Depressionen und bedingungsloser Verkopftheit. Emotionen zu zeigen sind auch nicht so sein Ding, Bewegungen ebenfalls nicht, so dass Fritz' Auftritt als fast komplett statische Angelegenheit abläuft, kurz unterbrochen von drei mimischen Variationen im Emoji-Modus (fröhlich, traurig, wütend) und das Einwickeln in den Vorhang am Bühnenabgang, als sein Therapeut zu bohrende Fragen nach seinem Sexleben stellt. Ist doch ganz normal, wenn man beim Orgasmus lediglich dreimal kurz mit den Augen blinzelt?
Das Publikum lässt die »Fritz-Show« zunächst recht zurückhaltend auf sich wirken. Nach und nach gewöhnt es sich an die Gags und applaudiert - zumal der Kabarettist nur bei Zwischenapplaus trinken darf und das erst mal ganz schön lange gedauert hat, wie er seine Zuhörer wissen lässt. Man erfährt, dass er an der Kasse vom Hofgarten Kabarett nicht erkannt wurde und deshalb Eintritt bezahlt hat, kommt sich jetzt aber blöd vor, weil er mit dem einzigen Stehplatz vorlieb nehmen muss. Seine Beziehungen und das endlich erste Mal, mit dem er eventuell - oder auch nicht - keine Jungfrau mehr ist und deshalb den Mann an der Supermarktkasse damit nicht mehr nerven muss, sind - sein Publikum befürchtete es - chaotisch bis lebensfremd verlaufen. Auf einige Infos unter der Gürtellinie hätte man verzichten können, aber dann bot die Geschichte von einem Besuch beim Urologen noch einiges an Abwechslung.
Zwischendurch erzählt Christoph Fritz von seinem Date mit Huhn Henriette - passend zu seiner Hendelbrust, um dann zu erfahren, dass die Aschaffenburger Hühnerbrust sagen. Am Schluss vollzieht der Jung-Kabarettist die Eskalation schlechthin. Nach einer aufwendigen Umräum-Aktion legt er sich schließlich auf einen Tisch, nimmt das Mikrofon und seine Gitarre und geht damit auf dreifache Weise eine enge Beziehung mit Dingen ein - was für ihn eine Mega-Entwicklung ist. Das Lied, das er dabei singt, ist auf Englisch und handelt von der verzweifelten Suche nach Wasser. »Das war's jetzt von meiner Seite«, meint er nach dem Aufstehen und ohne mit der Wimper zu zucken nach dem donnernden Applaus und stellt er in der Zugabe fest: »Manchmal hab' ich das Gefühl, ich bin das größte Problem in meinem Leben!«
