Beide Mühlsteine für Rapper Quichotte

Kleinkunst: Publikum und Jury sind sich bei der Vergabe des Obernburger Kabarettpreises einig

Obernburg
2 Min.

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Ei­gent­lich wa­ren nur 15 Mi­nu­ten für die Ent­schei­dung der Ju­ry ein­ge­plant. Doch die Zeit­span­ne zog sich mehr als dop­pelt so lan­ge hin, bis am Sams­ta­g­a­bend in der Obern­bur­ger Kochs­müh­le be­kannt ge­ge­ben wur­de, wer in die­sem Jahr den Ka­ba­rett­preis Obern­bur­ger Mühl­stein, in Emp­fang neh­men durf­te. Letzt­lich wa­ren sich Pu­b­li­kum und Ju­ry ei­nig:
Quichotte, der Rapper aus der Rheinmetropole Köln, überzeugte mit intelligentem Witz, tiefgängiger Lyrik und hoher Musikalität.
Und generelles Fazit: Ein Abend, der rundum unterhielt und schon Lust auf den Kabarettwettbewerb im nächsten Jahr machte - hoffentlich gewürzt mit scharfem politischen Kabarett, das diesmal leider fehlte.
Quichotte tritt in die Fußstapfen von Christin Henkel, die im vergangenen Jahr das Wohlwollen der Jury auf sich gezogen hatte und den Regeln der Kochsmühle gemäß diesmal die Moderation übernahm. Mit Schlagfertigkeit, Charme und frechen Liedern gestaltete sie die lyrischen Überleitungen zu den Programmpunkten und versüßte die Wartezeit bis zur Bekanntgabe des Gewinners.
Der hatte in der Tat einen furiosen Auftritt und zeigte sich ausgesprochen vielseitig. Quichottes Texte waren einfallsreich und mit Wortspielen gespickt. Er zupfte hervorragend die Saiten seiner Gitarre und sang dazu Lieder in den unterschiedlichsten Genres. Der Clou war sein Gedicht über ein Kammerspiel in Dur, in dem er die Instrumente Nationalitäten zuordnete, ihnen eine politische Dimension gab und so den Zusammenhang mit Krieg und Flucht herstellte. Er deklamierte minutenlang komplizierteste Wortkombinationen ohne einen einzigen Stolperer.
Alle fünf Künstler, die sich dem Wettbewerb stellten, zeigten qualitativ hochwertige Kleinkunst, wobei der Schwerpunkt auf dem Musik-Kabarett lag. Nur der Poetry Slammer Nektarios Vlachopoulos hatte kein Instrument dabei. Er konzentrierte sich auf das gesprochene Wort: skurrile Gedichte und Texte mit subtilem Inhalt, intelligent in Zwei- und Dreideutigkeiten verpackt.
C. Heiland hatte ein eine Kreuzung aus Keyboard, Botanisiertrommel und Laptop dabei: ein japanisches Omnichord. Seine Texte waren wirr, aber unterhaltsam und keineswegs inhaltsleer.
Eine völlig neue Form des European Song Contest präsentierte Manuel Wolff, der sich als Meister der musikalischen Improvisation entpuppte. Auf Zuruf entwickelte er Songs in unterschiedlichen Musikstilen mit Inhalten, die vom Publikum vorgegeben wurden. Virtuoses Spiel auf dem Klavier und die Fähigkeit, von einer Sekunde außergewöhnliche Wortkombinationen mit Jazz, Hip Hop, Rock, Heavy Metal, Blues, Klassik und Polka zu verbinden: Das war klasse und höchst unterhaltsam.
Gesellschaftskritik in eingängige Melodien zu kleiden, ist die Stärke von Olaf Bossi, der eine Woche später im Rahmen der Kabarett-Bundesliga erneut in der Kochsmühle stehen wird. Beim Wettbewerb präsentierte er Wortwitz mit politischem Inhalt und karikierte Alltägliches auf unterhaltsame Weise.
Ruth Weitz
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