Allein das Würfelglück entscheidet

Ausstellung: Museum in Marktbreit zeigt die Erfolgsgeschichte von »Mensch ärgere Dich nicht« in einer Sonderschau

Marktbreit
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Die simple Spielidee und die einfachen Regeln verhalfen »Mensch ärgere Dich nicht« zum Erfolg.
Foto: Michaela Schneider
Der Dau­er­spiel­re­kord liegt ak­tu­ell bei 204 Stun­den, der Un­ter­was­ser­re­kord bei 36. Und ge­spielt ha­ben dürf­te es na­he­zu je­der schon ein­mal. »Die Re­de ist von »Mensch är­ge­re Dich nicht«. Die Er­folgs­ge­schich­te des Kin­der­zim­mer-Klas­si­kers be­gann vor 100 Jah­ren. Ei­ne Son­der­aus­stel­lung im Mu­se­um im Ma­ler­win­kel­haus dreht sich nun um das »po­pu­lärs­te Spiel der Na­ti­on« ges­tern und heu­te.
Übrigens ist das kleine Museum in Marktbreit (Landkreis Kitzingen) laut dessen Leiterin Simone Michel-von-Dungern das einzige Haus überhaupt in Deutschland, das sich dem Jubiläum in einer eigenen Sonderausstellung annimmt.
Beschäftigung für die Söhne
Das mag auch daran liegen, dass es gar nicht so leicht ist, den Geburtstag auf ein bestimmtes Jahr zu datieren, denn: Die Idee zu dem Laufspiel hatte der Oberpfälzer Josef Friedrich Schmidt bereits im Jahr 1907. Die Familie lebte damals im Arbeiter- und Armeleuteviertel in einfachen, beengten Verhältnissen. Der Winter war kalt. Um die drei Söhne zu beschäftigen, zeichnete Vater Josef Friedrich auf die Pappe einer alten Hutschachtel einen Parcours aus 40 Kreisen in Kreuzform auf. Jeder Spieler erhielt vier Holzklötzchen oder Zinnfiguren, hier sind sich die Quellen nicht einig. Jeder durfte jeden jederzeit rauswerfen.
Inspirieren ließ sich Schmidt dabei von verschiedenen anderen Laufspielen: dem uralten indischen »Patschisi«, europäischen Varianten des 19. Jahrhunderts wie zum Beispiel dem in Deutschland und der Schweiz gespielten »Eile mit Weile«, oder auch dem direkten Vorläufer »Ludo« zu deutsch: »ich spiele«). Im Unterschied zu den Vorgängern allerdings war Schmidts Spielvariante stark vereinfacht, über Sieg und Niederlage entschied allein das Würfelglück. Bald schon kam die Idee nicht allein bei den Söhnen, sondern auch im Bekanntenkreis gut an. Um 1910 fertigte der Geschäftsmann erste Spiele in Serie und gründete einen kleinen Verlag. Der Erfolg allerdings blieb aus, nicht zuletzt durch den Kriegsausbruch.
Erfolg in den Schützengräben
Ob nun aus Enttäuschung oder aus Patriotismus: 1914 - also vor 100 Jahren - schickte der Oberpfälzer 3000 Spiele als Sachspende an die Front und in Lazarette. Und tatsächlich: »Mensch ärgere Dich nicht« war ein willkommener Zeitvertreib, die Soldaten waren begeistert. Fronturlauber und Heimkehrer brachten das Laufspiel mit nach Hause, die Grundlage für die Erfolgsstory war gelegt. 1920 waren bereits eine Million Spiele verkauft. In den 50er Jahren schafft das Spiel den Sprung über den Atlantik, heißt in den USA »Take it easy«. Bis heute gehen insgesamt rund 400 000 Exemplare jährlich über die Ladentheken.
In der Sonderausstellung unter anderem zu sehen: Spielvorläufer und Plagiate, diverse Abwandlungen des Klassikers. Und: »Mensch ärgere Dich nicht« selbst im Wandel. Das Design verändert sich in verschiedenen Details, die Spielidee bleibt die gleiche. Gestalten aus Film und Fernsehen - von Winnetou bis zu den Simpsons - gelangen als Figuren ins Spiel, große Marken wie Milka oder Coca-Cola nutzen den Klassiker als Werbeträger. »Mensch ärgere Dich nicht« gibt es in Varianten für die Reise, für den Strandurlaub oder auch als handliches Kartenspiel. Die meisten Exponate hat dem Museum ein privater Sammler zur Verfügung gestellt.
Wie aber lässt sich der Erfolg des Spieleklassikers erklären? Simone Michel-von-Dungern führt verschiedene mögliche Gründe an. So könnte der Name selbst eine Rolle gespielt haben, denn Schmidt griff mit »Mensch ärgere Dich nicht« ein populäres Lebensmotto um die Wende zum 20. Jahrhundert auf. Der »kleine Mann« fühlte sich damals der Obrigkeit ausgeliefert und fügte sich in sein Schicksal. Hauptgrund aber dürfte der Spielcharakter selbst sein: Das Laufspiel ist einfach zu verstehen und zu spielen, jeder hat die gleichen Chancen. So brachte und bringt »Mensch ärgere Dich nicht« Generationen an einen Tisch bringt - Großeltern, Eltern und die ganz Kleinen.
Michaela Schneider

bDie Sonderausstellung »Mensch ärgere Dich nicht« ist im Museum im Malerwinkelhaus in Marktbreit bis 2. November zu sehen. Donnerstags von 14 bis 20 Uhr, sowie Freitag bis Sonntag und an Feiertagen 14 bis 17 Uhr.
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