Hilfe bei Süchten mehr denn je benötigt
Kreistag: Versorgungslücke bei Unter-18-Jährigen
Suchtgefährdete oder bereits süchtige junge Menschen sind auch in Stadt und Kreis Aschaffenburg keine Einzelfälle. Geholfen wird Betroffenen in der Erziehungsberatung - oder in der Suchtberatung.Auf eine »Versorgungslücke« hat nun Daniel Elsässer, der Leiter der Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes Aschaffenburg, vor Kreisräten aufmerksam gemacht.
Elsässer referierte am Montag vor dem Jugendhilfeausschuss des Kreistages.
Das Problem: Die Suchtberatung ist nicht für Menschen unter 18 Jahren - und die Erziehungsberatung, die für Jugendliche zuständig ist, ist nicht auf die Suchtberatung spezialisiert. Man werde, so kündigte Landrat Alexander Legler (CSU) nach dem Vortrag an, mit der Stadt Aschaffenburg in Kontakt treten, um zu schauen, wie diese Lücke zu schließen sei.
Daniel Elsässer geht davon aus, dass die Nachfrage nach Beratungsangeboten nicht sinken wird. Die Corona- Pandemie und nicht zuletzt die Liberalisierungs-Tendenzen bringen steigende Zahlen. »Sucht- und Erziehungsberatung agieren an der Belastungsgrenze« - so ein Kernsatz des Vortrages.
Die Suchtberatung befasst sich mit Menschen, die Probleme haben im Umgang mit Alkohol, mit Drogen und Medikamenten, mit dem Glücksspiel und Sportwetten, mit Ess-Störungen und anderen Verhaltenssüchten. Hilfe brauchen Kinder und Jugendliche die ihre sozialen Kontakte durch Computerspiele ersetzen, die bei Sportwetten und Glücksspielen Maß und Ziel verlieren, die mit Ess-Störungen auf Probleme reagieren.
Elf Mitarbeiter, die der gesetzlichen Schweigepflicht unterliegen, beraten in Aschaffenburg und in den Außenstellen Alzenau sowie Großostheim. Laut statistischer Erfassung werden pro Jahr etwa 1400 Menschen aus Stadt und Kreis von der Suchtberatung betreut, grundsätzlich ist deren Einwilligung erforderlich. Und natürlich sei es so, dass man die unter-18-Jährigen nicht wegschicke, auch wenn man streng genommen nicht zuständig sei, sagt Daniel Elsässer im Gespräch mit unserer Redaktion.
Aufgabe und Ziel sei es, den Menschen Alternativen zu ihrem abhängigen Verhalten aufzuzeigen, man biete »neue Möglichkeiten in Richtung persönlicher Entwicklung und Veränderung.« Bei aller Bandbreite ragen zwei Problemfelder heraus. Fast 47 Prozent aller Suchtberatungsgespräche haben Alkoholmissbrauch zum Thema, die Drogen/Medikamenten-Problematik kommt zusammen auf etwa 43 Prozent. Die Corona-Pandemie habe einen Trend bestärkt. Aus eher »sozialem« Konsum von Suchtmitteln werde immer öfter ein missbräuchlicher Konsum. Und aus missbräuchlichem Konsum werde immer öfter Abhängigkeit.
Die Suchtberatung wartet nicht ab, bis Betroffene vor der Türe stehen. Zum Programm zählen in »normalen« Jahren Präventionsangebote. In Kooperation mit dem Landkreis und der Stadt werden an 40 Schulen Workshops abgehalten, nennt Daniel Elsässer ein Beispiel. Unterm Strich erkennt Elsässer die Unterstützung des Kreises durchaus an. Es lässt ihn hoffen, dass der steigende Beratungsbedarf im Kreistag gesehen werde und man sich für entsprechende Weichenstellungen offen zeige.
