Das Essen kommt mit dem Taxi-Shuttle
Flüchtlingshilfe: Catering-Service der Firma Evonik aus Hanau-Wolfgang verköstigt ukrainische Heimkinder im Kahler Lindenhof
Warum der Lindenhof Essen aus dem Industriepark Wolfgang erhält, liegt vor allem an Matthias Moll. Er arbeitet bei Evonik, engagiert sich aber auch im Kahler Helferkreis für die Ukraine-Flüchtlinge. Als er angefragt wurde, Pate zu werden, schaute er sich die Unterkunft an und sprach mit den Initiatoren. »Dabei hat sich herausgestellt, dass es organisatorisch noch einiges zu tun gibt«, so Moll.
Beispielsweise sei die Versorgung mit warmen Mahlzeiten noch nicht ausreichend geregelt gewesen. In den ersten Tagen nach der Ankunft war der Catering-Service der Kahler Seniorenresidenz eingesprungen, um die Essensversorgung sicher zu stellen. Mittelfristig wollten die Betreuerinnen aber selbst kochen. Doch das erwies sich als unmöglich: »Die Küche dort reicht eigentlich nur für sechs, sieben Leute aus«, sagt Silke Wodarczak, Pressesprecherin bei Evonik.
Deshalb fragte Moll bei seiner Firma an - und fand in Claus Schmidt, dem Leiter der Catering-Services, auf offene Ohren. Normalerweise kümmert Schmidt sich um die Betriebsrestaurants auf dem Firmengelände oder das Catering bei Unternehmensveranstaltungen. Seit Juni kocht er nun auch für die Kahler Heimkinder: Täglich fährt ein Taxi-Shuttle von Wolfgang zum Schloss Emmerichshofen, um 30 Mittagessens-Portionen zu liefern.
Dabei werde auf eine ausgewogene Ernährung geachtet, erklärt Wodareczak. Gefahren werde das Taxi-Shuttle derzeit noch von Helfern aus dem Helferkreis. Bald werde das aber die Werksfeuerwehr übernehmen. Das Essen werde komplett von Evonik gesponsert, bestätigt sie auf Anfrage. Das laufe vorerst bis Ende September so; dann werde darüber noch einmal gesprochen. Das Landratsamt kürzt entsprechend die Leistungen, die für die Verpflegung der Kinder vorgesehen ist.
Inzwischen geht die Aktion über das reine Catering hinaus: Schmidt und sein Team haben zum Beispiel ein kleines Grillfest am Lindenhof organisiert und kürzlich alle Heimkinder und Betreuerinnen in den Industriepark zum Essen eingeladen - »damit sie sehen, woher ihre Mahlzeiten kommen«. Es folgte ein Ausflug in die Alte Fasanerie in Klein-Auheim. Evonik-Standortleiterin Kerstin Oberhaus lobt das Engagement ihrer Mitarbeiter: Das sei »ein großartiges Statement für Mitmenschlichkeit.«
Ulrike Waitz ist Schlossherrin auf Emmerichshofen und hat die Unterbringung der Kinder mit initiiert. Sie findet die Nachbarschaftshilfe aus Wolfgang fantastisch: »Das ist einfach toll und für alle Seiten schön.«
