704 Unterschriften für Gehweg an der Karlsteiner Kipp

Die einstmals ermitteltete Baukosten sind laut Expertenmeinung nicht annähernd zu halten

Karlstein a. Main
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Brei­te Un­ter­stüt­zung ge­fun­den hat die Bür­ger­pe­ti­ti­on für ei­nen Geh­weg an der Karl­stei­ner Kipp (wir be­rich­te­ten): 704 Un­ter­schrif­ten über­gab Chris­ti­an Nim­b­ler, ei­ner von vier Sp­re­chern der In­i­tia­ti­ve aus der Sied­lung Kim­mel­s­teich, am Mitt­woch Bür­ger­meis­ter Pe­ter Kreß (FDP). Ein über­ar­bei­te­ter Plan zeigt der­weil, dass das Vor­ha­ben deut­lich teu­rer wird. Bei der Bau­aus­schuss-Sit­zung in der Lin­dig­hal­le gab es auch For­de­run­gen, den Lei­sches­weg für den mo­to­ri­sier­ten Ver­kehr zu sper­ren.

Über fünf Jahre liegt das Projekt, bei den Haushaltsberatungen für 2015 von der CSU-angeschoben, nun schon auf Eis. Für die Kalkulation, was ein 650 Meter langer Gehweg auf der Westseite des Leischeswegs von der Einfahrt zum Kimmelsteich bis zur Einmündung in die Umgehungsstraße AB17 kosten soll, blieb die lange Verzögerung nicht ohne Folgen: Statt der seinerzeit geschätzten 130000 Euro hat Harald Klug vom Aschaffenburger Planungsbüro FKS nunmehr 280000 Euro ermittelt. Den damaligen Ansatz nannte Klug vor dem Ausschuss »mehr als unrealistisch«. Dazu kommen nach der neuen Kalkulation noch 60000 Euro für eine Verbreiterung der Fahrbahn in Höhe des Recyclinghofs. Die sei nötig, weil zwischen Zaun und Kipp-Hang sonst zu wenig Platz für Begegnungsverkehr und auch keine Ausweichmöglichkeit auf das Bankett vorhanden sei, erläuterte Harald Klug. Letztere Option will er auf der übrigen Route mit einem durchschnittlich einen Meter breiten Grünstreifen sichern, der die maximal 4,50 Meter breite Fahrbahn von dem 1,50 Meter breiten neuen Gehweg trennt und auch der Versickerung ablaufenden Regenwassers dient. Die ganze Konstruktion müsse so robust sein, dass sie auch von Traktoren und anderen landwirtschaftlichen Fahrzeugen überfahren werden könne.

Sogar 550000 Euro müsste die Gemeinde laut FKS-Konzept aufbringen, würde der Weg auf der anderen Seite in den Hang der Kipp hinein gebaut. Allein rund 160000 Euro würden dann die nötigen Stützwände auf 90 Metern Länge kosten. Auch müsste die komplette Straße in Höhe des Altglas-Containerplatzes mit der Abwasser-Pumpstation ins benachbarte Feld hinein verschwenkt werden. Grunderwerb von privaten Eigentümern, bei beiden Berechnungen noch unberücksichtigt, fiele also - wenn auch in geringerem Maße - bei dieser Variante an. Um jeweils weitere 50000 Euro stiegen bei beiden Varianten die Baukosten, sollte der Leischesweg über die Kreuzung mit der AB17 hinaus bis zum Ortsrand Großwelzheim verlängert werden.

Die Interessengemeinschaft (IG) um Christian Nimbler, Silvia Namyslo, Gerhard Wenzel und Günter Pilz will an ihrer Forderung nach Umsetzung des Vorhabens festhalten. Offensichtlich werde das Projekt von breiter Unterstützung aus der Bevölkerung getragen und sei »hinreichend legitimiert«, schreibt die IG in einer Presseerklärung. Das Ergebnis der Petition übertreffe die eigenen Erwartungen, so Nimbler im Gespräch mit unserem Medienhaus. Dabei sei zu bedenken, dass die Aktivisten mit Rücksicht auf die Corona-Beschränkungen auf Hausbesuche verzichtet hätten und pro Haushalt in vielen Fällen nur ein Bewohner unterzeichnet habe.

Von den 704 Unterstützern wohnen laut IG 548 in Karlstein. 378 unter ihnen haben demnach die Petition online über die Plattform Open Petition gezeichnet. Unter den 156 auswärtigen Unterzeichnern sind laut Nimbler viele Kahler aus dem Wohnquartier, das unmittelbar an die Siedlung Kimmelsteich grenzt, deren Kinder Karlsteiner Kitas besuchen oder in Karlsteiner Vereinen engagiert sind.

Eine Diskussion über die Sicherheit auf dem Leischesweg läuft seit dem Start der Petition auch in sozialen Medien. Dort geäußerte Befürchtungen sehen die IG-Sprecher Wenzel und Nimbler im Hintergrund am Mittwoch im Ausschuss erhobener Forderungen nach einer sofortigen Sperrung der Straße. Unter anderem gab Grünen-Gemeinderat Markus Hofmann zu Protokoll, dass er die Verantwortung für jegliche Zwischenfälle dort in Kenntnis der Gefahren nicht übernehmen könne. Bürgermeister Kreß kündigte gestern auf Nachfrage einen »zeitnahen Ortstermin« mit den Verkehrsbehörden und der Polizei ein. Eine sofortige Sperrung werde es aber nicht geben.

In seiner Sitzung am 10. Februar soll der Karlsteiner Gemeinderat nach Abgaben von Bürgermeister Peter Kreß darüber entscheiden, was aus dem Gehweg-Vorhaben am Leischesweg wird. Das Spannungsfeld hat vier Eckpunkte: Zunächst den am 11. November 2015 - noch mit absoluter CSU-Mehrheit - gefasste Gemeinderatsbeschluss, im Haushalt Geld für den Bau bereitzustellen. Seit November 2020 liegt nun ein Antrag der Freien Wähler (FWK) vor, diesen Beschluss aufzuheben und die Haushaltsmittel anderweitig zu verwenden. Daraufhin startete die IG der Kimmelsteich-Bewohner am 17. Dezember ihre Petition und formulierte nach deren Abschluss am 20. Januar ihrerseits einen Antrag, das Projekt umzusetzen. Zwischenzeitlich liegt auch ein Vorschlag der SPD-Fraktion auf dem Tisch, der alternativ zum Gehwegbau auf eine Sperrung des Leischeswegs für den Durchgangsverkehr und Tempo-Beschränkung zielt.

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