Breite Front in Vielbrunn gegen Windräder im Felgenwald
Bürgerversammlung: Rechtliche Schritte eingefordert
Zwei 217-Meter-Rotoren geplant
Was die »Initiative Zukunft Vielbrunn« von weiteren Windkraftanlagen (WKA) in Ortsnähe hält, war unmissverständlich. Ein Infostand und Transparente standen für eine klare Position, aus der heraus argumentiert wurde.
Am neuen WKA-Standort Felgenwald I will ein Projektierer aus Südhessen zwei Rotoren mit einer Gesamthöhe von 217 Metern errichten lassen. Vom Darmstädter Regierungspräsidium (RP) genehmigt sind 175 Meter hohe Anlagen. Michelstadt hat auf dem Klageweg versucht, den Bau zu verhindern. Hinsichtlich eines Ergänzungsantrags »rechnet der Betreiber mit einer Genehmigung in den nächsten Tagen«, so Kelbert. Wiederholt unterstrich er die seiner Meinung nach zu geringe Einflussmöglichkeit der Stadt auf das Planungsverfahren. So soll der neue Standort auch etwas weiter entfernt von der nahe liegenden Landesstraße 3349 liegen und damit noch näher an die Landesgrenze heranrücken, die Bayern mit Hessen verbindet.
Wie Hans-Joachim Büchs von der Bürgerinitiative (BI) dazu beim Regierungspräsidium in Erfahrung bringen konnte, soll für den Ergänzungsantrag das vereinfachte Verfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz angewendet werden. Diese Information stieß in der Runde in Vielbrunn auf absolutes Unverständnis. Gerade erst habe der regionale Planungsverband Untermain Flächen in Rüdenau und am Gut Sansenhof (Gemeinde Weilbach), das direkt an den Felgenwald angrenzt, aus den Planungen herausgenommen, gab der frühere Ortsvorsteher von Vielbrunn, Reinhold Koch, zu verstehen.
»Taube Ohren in Hessen«
In Hessen dagegen stoße der Nachweis und das Schutzbedürfnis seltener Fledermausarten - so die Begründung aus Bayern - auf taube Ohren, fügte Christel Bär von der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Odenwaldkreis hinzu. Zweifel hegte die Tierschützerin auch an der Wirkung auferlegter Abschaltzeiten, was der jüngste Fund von drei toten Mopsfledermäusen in unmittelbarer Nähe eines der Rotoren im Windpark Hainhaus belege.
»Es kann nicht sein, dass über Ländergrenzen hinweg nicht dieselben Schutzkriterien gelten«, forderte Koch unter Beifall Kelbert dazu auf, das RP aufzufordern, Kontrollen durchzuführen und Auflagen auszusprechen. »Ich teile Ihre Zweifel an der Qualität, wie der Artenschutz ausgelegt wird. Wir versuchen, unseren Anteil am Planungsrecht vollständig auszuschöpfen«, versicherte das Stadtoberhaupt tätig zu werden.
Mit auf den Weg gaben die Bürger auch, die Klage auf die zu erwartende Änderungsgenehmigung auszudehnen und die Odenwälder Vertreter in der Regionalversammlung dazu aufzufordern, »Farbe gegen die Windenergie im Odenwald zu bekennen«, wie Koch es formulierte. Bedenken, auch auf hessischer Seite könnten bei den Bauarbeiten Munitionsrückstände freigesetzt werden, teilte Kelbert nicht. Eine Kontaminierung des Grundwassers schloss er aus.
Dies konnte nicht darüber hinweg täuschen, dass mit einem weiteren Windpark bei Vielbrunn die Sorge ausgesprochen wurde, dass der Ort an Attraktivität verlieren und der Wert privater Immobilien fallen könnte. Wer indes als Profiteur aus der Entwicklung hervorgehen könnte, machte die Bürgerinitiative mit ihrem Transparent deutlich. Wortlaut: »Mit fürstlichen Pachten den Wald verachten.« Manfred Giebenhain
