»Wir brauchen eine Kanone«
Schützengesellschaft: Erlenbacher schießen bei Bayerischem Böllerschützentreffen - Neugegründete Abteilung
An Feiertagen und bei Festen
Mit drei weiteren Mitgliedern hatten sie Anfang des Jahres die Böllerschützenabteilung der Schützengesellschaft Erlenbach gegründet. Ziel sei es laut Thoma, die Tradition des Böllerns die gemäß dem Bayerischen Sportschützenbund bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen soll, zu pflegen und allgemein das Brauchtum lautstark zu ergänzen. Zudem wolle der Schützenverein mit seiner wachsenden Mitgliederzahl im Ort besser wahrgenommen werden. »Bisher war es so, dass wir Schützen meist unter uns geblieben sind. Jetzt sind wir im Dorfgeschehen dabei, wenn wir an Feiertagen und bei Festen böllern«, sagte Thoma vor dem Wochenende. Warum wurde die Abteilung, deren etwa 250 Vereinsmitglieder im Juli das 60-jährige Bestehen feiern, dann erst dieses Jahr gegründet? »Weil das einer gewissen Reifezeit bedarf, bis man so etwas anfängt«, erklärt Thoma. Und Edwin Liebler, der 65 Jahre alte Schussmeister der Erlenbacher Böllerschützen, auf dessen Kommando gehört wird, ergänzt: »Die Idee hatten wir schon länger, sie wurde aber immer wieder verworfen. In diesem Jahr werden jetzt einige Gründungsmitglieder des Schützenvereins 80. Das gehört beschossen und die Männer geehrt.«
Kinder erschreckt
Den allerersten öffentlichen Auftritt hatte die Gruppe bereits beim Maibaumfest. »Die Reaktionen auf unsere Schüsse waren durchaus positiv. Allerdings gab es auch den negativen Aspekt, dass wir die Leute davor nicht genügend informiert haben. So haben sich Kinder erschreckt und geweint«, sagt Liebler selbstkritisch.
Erlenbachs Bürgermeister Georg Neubauer, der zwar über jeden Schuss informiert werden muss, eine Genehmigung im Grunde jedoch nicht verweigern kann, bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass es keine Beschwerde wegen des Lärms gab. Für ihn sei jede Art des Engagements in Ortsvereinen zu begrüßen und damit auch die der Böllerschützen - solange sie in der Gemeinde akzeptiert seien. Denn das »Böllern ist immer mit Emissionen verbunden und der Lärm könnte nicht jedem recht sein«, gibt Neubauer zu bedenken.
Das weiß auch Schussmeister Edwin Liebler, der daher betont, dass nur zur Brauchtumspflege und an besonderen Tagen geschossen wird. Pro Jahr seien zehn Termine demnach schon viel. Sein Sohn Christian Liebler, mit 34 Jahren der jüngste Böllerschütze im Verein, ist sich indes sicher, dass die Faszination, die ihn selbst als Kind einst in Oberbayern ereilt hat, nach und nach weitere Mitglieder anlocken wird. Die seien jederzeit willkommen - egal ob Mann oder Frau. »Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, wenn es knallt«, sagt der jüngere Liebler mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Er ist so sehr mit Herz und Leidenschaft dabei, dass ihn weder die hohen Kosten für Böller und Lehrgänge noch die strikten gesetzlichen Vorschriften stören. Für Christian Liebler steht es außer Frage, dass etwa die Lagerung von Schwarzpulver im Tresor (in Bayern maximal drei Kilogramm pro Lagerstätte) sowie die Verkaufmenge (maximal 20 Kilogramm in fünf Jahren) streng reglementiert sind. Schließlich sei der Pulversprengstoff in den falschen Händen gefährlich. Er selbst habe stets Respekt, Angst müsse aber niemand haben. »Zum einen sind wir ausgebildet und zum anderen gibt es beim Schießen immer eine Sicherheitszone, die eingehalten wird«, sagt der 34-Jährige. Er träumt, wie auch Wolfgang Thoma, von einer eigenen Kanone im Verein. Die seien noch lauter. Vor dem Wochenende hatte Thoma noch gesagt: »Wir brauchen noch eine Kanone!« Beim Bayerischen Böllerschützentreffen in Neubrunn wurde dem Verein nun eine angeboten und Thoma verkündete daraufhin stolz: »Der Kauf wurde sofort mit einem Handschlag besiegelt.« > Seite 1
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