Ländliche Idylle am Abgrund
Romanautorin: Die aus Lohr stammende Stefanie Gregg veröffentlicht mit »Bienentod« ihren ersten Krimi - »Die Region hat mich geprägt«
Im Mittelpunkt des Erstwerks der 41-jährigen Ex-Lohrerin steht die junge erfolgreiche Esther. Sie hat sich in einem Ingenieurbüro nach oben gearbeitet. Doch ihr Singledasein entspricht immer mehr dem Klischee wohlbekannter Vorabendserien. Danach leben beruflich vorbildliche Frauen angeblich meist allein, fühlen sich leer und einsam. Singles, die nur nach außen hin eine strahlende Fassade zeigen.
Beim kauzigen Bauern
Hier setzt die Story ein und führt den Leser von der Großstadt in die bayerischen Berge, wo die Heldin auf dem Hof eines Biobauern eine Hütte mietet, um Abstand zu gewinnen. Ein idealer Ort, um dem sinnentleerten, gestylten Dasein zu entfliehen. Esther kommt regelmäßig in die vermeintliche Idylle und staunt nicht schlecht, wie anders doch das Leben auf dem Lande ist. Der junge Bauer ein wortkarger Kauz, der kräftig bayrisch redet, fasziniert sie sofort.
Auch mit seinem Hund, einem zutraulichen Kameraden, freundet sich die zunächst verunsicherte, heimatlose Besucherin aus dem kalten städtischen Milieu rasch an. Von diesen Gegensätzen und folkloristisch harmlosen Details lebt die Geschichte, während auf eine rätselhafte Wende des Geschehens hingeführt wird. Das verlangt den Lesern etwas Geduld ab, ist doch schon bald zu ahnen, irgendwann muss sich ein Abgrund auftun. Der Bauer lernt eine junge Frau Namens Christina kennen und heiratet sie.
Auch Esther, die es immer wieder ins Voralpenland zieht, findet in ihr eine verständnisvolle Freundin. Doch kurz darauf ist die junge Bäuerin verschwunden. Für Esther ein einschneidendes Ereignis, denn Christina war für sie so etwas wie der wahrgewordene Traum eines ganz anderen, sinnerfüllten Lebens.
Die Leser werden mitgenommen auf die Suche nach der Lösung dieses Rätsels. Esther will alles wissen über die Geschichte der Verschwundenen und bald steigt sie immer tiefer ein in deren Leben. Hier gewinnt der Krimi an Fahrt, hier werden Schritt für Schritt widersprüchliche Persönlichkeiten vorgestellt. Neben dem eigentlichen Geschehen blendet die Autorin in Abständen einen Psychiater ein, der auf rätselhafte Weise in die Lösung des Falles eingebunden wird.
Der nächste Krimi aus Lohr?
Stefanie Greggs psychologische Krimistudie zwischen der Stadt und den Ställen eines Biobauern braucht etwas, bis sie den Leser richtig hineinzieht, überrascht ihn aber dann mit einer sprachlos machenden Wendung. Das wird meist flott erzählt und wirkt doch mitunter allzu wiedererkennbar.
Die unter anderem als freie Journalistin und Medienberaterin tätige Autorin leuchtet hinter das nach außen schillernde Leben schicker Büroetagen, in denen Erfolgstypen wie Esther durch ihr Leben irren und natürlich ihren eigenen Psychobetreuer haben. Dass sie trotz allem nicht mehr bei sich selbst ankommen können, sondern sich in einem tiefen Abgrund wieder finden, ist die bittere Erkenntnis dieses Krimis.
Da Stefanie Gregg noch immer eine enge Beziehung zu Lohr, Main und Spessart hat, könnte einer ihrer nächsten Fälle auch hier spielen. So viel sei verraten, momentan sitzt die Autorin über einem Regionalkrimi. Lassen wir uns überraschen. Wolfgang Weismantel
Bienentod: 228 Seiten, 1-2-Buch-Verlag, Preis: 9,95 Euro. ISBN: 978-3-942594-15-8. Erhältlich im Buchhandel, auch als E-Book
