Auch viele kleine Biotope bieten Schutz
Artenvielfalt: In Mönchberg im Kreis Miltenberg werben zwei Forstleiter für Ansätze jenseits großer Stilllegungen
Nach der Absage von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) für einen dritten bayerischen Nationalpark im Spessart liegen bereits mehrere Vorschläge für künftige Naturschutzkonzepte auf dem Tisch (siehe »Hintergrund«).
Zum Erhalt der Artenvielfalt muss man nicht immer in den ganz großen Kategorien denken - diesen Ansatz legten zwei Forstleute den Besuchern nahe, die aus dem ganzen Spessart in den Mönchberger Hofstadl gekommen waren.
Ulrich Mergner, Leiter des Staatsforstbetriebs in Ebrach (Landkreis Bamberg) stellte das so genannte Trittsteinkonzept vor, bei dem statt einer großen Schutzzone viele kleinere stillgelegte Flächen Totholz und damit Lebensraum für seltene Arten bieten sollen. Mergner hatte bereits im vergangenen Herbst das Trittsteinkonzept dem Kreisverband Aschaffenburg/Miltenberg des CSU-Arbeitskreises Umweltsicherung und Landesentwicklung präsentiert.
Durch die vielen kleinen Habitate sei eine wirtschaftliche Nutzung des Waldes weiterhin möglich, betonte Mergner, der bis 2005 das Forstamt in Lohr geleitet hatte. Im Steigerwald zeige das Konzept bereits Erfolge, sagte er und warb dafür, sich der alleinigen Forderung nach großen Stilllegungsflächen zu verabschieden. Ein Spechtpaar zum Beispiel brauche eine gestimmte Revierfläche. Mehrere auseinanderliegende Habitate böten mehr Raum für den Vogel als ein zusammenhängendes Schutzgebiet, argumentierte Mergner: »Die Artenvielfalt sieht ›gut‹ und ›schlecht‹ anders als der Mensch.«
Methusalem-Bäume
Florian Vogel, Chef des Staatsforstbetriebs Rothenbuch im Hochspessart, sekundierte: »Naturschutz bedeutet nicht nur Stilllegung.« Auch einzelne Bäume böten bereits wertvolle Habitate für Tiere und Pflanzen. Und die müssten im Übrigen nicht die allergrößten sein. Im Staatsforst Rothenbuch können Buchen ab 80 Zentimeter und Eichen ab einem Meter Umfang als »Methusalembäume« ausgezeichnet und zu Biotopbäumen erklärt werden. Im Staatswald stehen pro Hektar mindestens zehn Biotopbäume.
Wie einzelne Bäume zu Habitat-Räumen für Fauna und Flora werden können, zeigte Mönchbergs Förster Bernd Trunk bei einer kleinen Waldexkursion. Im »Steinernen Meer« soll ein mehrere Hektar großes Waldstück sich selbst überlassen werden. Bereits jetzt stehen dort Buchen mit fauligen Astlöchern und abgestorbene Bäume, in deren Stämmen die Löcher von Spechthöhlen zu sehen sind. Diese sind deswegen so wichtig, weil sie von einer Reihe weiterer Tiere genutzt werden - von Insekten über Fledermäusen bis zu Mardern und Eulen.
Die Gemeinde will das Waldstück stilllegen, weil es ohnehin nur schwer zu bewirtschaften ist. Eine gute Idee, findet Ulrich Mergner: »Den Pilzen ist es egal, wo ein Baum steht. Den Menschen nicht.« Bürgermeister Thomas Zöller sagte, er könnte sich auch weitere Stilllegungen vorstellen, fordert dafür aber eine staatliche Prämie. Freiwillig eingerichtete Schutzgebiete in Kommunalwäldern gibt es bislang nur wenige. Zum Beispiel in Obernburg (Kreis Miltenberg): Dort beschloss der Stadtrat, vier Prozent des Waldes von der Nutzung auszunehmen.
Sabine Dreher
