Zonta-Aktion macht auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam

Gesellschaft: Zonta-Aktion macht in Aschaffenburg und Miltenberg auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam

Aschaffenburg
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Aschaffenburg, Büro des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF), Erbsengasse 9: Treffen mit den Organisatorinnen der Zonta-Aktion "Gewalt kommt nicht in die Tüte" Anlässlich des Tags gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 25. November machen bekannte lokale Persönlichkeiten mit ihrem Gesicht auf Bäckertüten in Aschaffenburg und Miltenberg auf das Thema aufmerksam. Die Auftaktaktion für Aschaffenburg ist am 24. November. Foto: Petra Reith
Foto: Petra Reith
»Gewalt kommt uns nicht in die Tüte« sagen von links Christine Widmer (Geschäftsführerin SkF), Susanne Knörzer (Sefra), Zonta-Präsidentin Martina Christl und Daniela Schreiber (SkF).
Foto: Petra Reith
Die wenigsten Frauen, die Opfer von Gewalt werden, suchen sich Hilfe. Dagegen will der Zonta-Club zum internationalen Tag der Gewalt an Frauen und Mädchen ein Zeichen setzen.

Nur 20 Pro­zent der Frau­en, die Ge­walt er­le­ben, wen­den sich an ei­ne Be­ra­tungs­s­tel­le - ob­wohl fast je­de drit­te Frau in ih­rem Le­ben ein­mal be­trof­fen ist. Das geht aus Zah­len auf der Ho­me­pa­ge des bun­des­wei­ten Hil­fe­te­le­fons »Frau­en ge­gen Ge­walt« her­vor. Und das sind nur die er­fass­ten Fäl­le: Die Dunkelziffer liegt laut Statistik bei bis zu 90 Prozent.

Damit mehr Frauen den Mut finden, sich helfen zu lassen, hat sich der Zonta-Club Aschaffenburg zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 25. November eine besondere Aktion ausgedacht. Unter dem Motto »Gewalt kommt uns nicht in die Tüte« machen zehn bekannte Persönlichkeiten aus dem Raum Aschaffenburg und Miltenberg mit ihren Gesichtern auf Bäckertüten nicht nur auf das Thema, sondern auch auf die Beratungs- und Hilfsangebote aufmerksam. Denn auf den Tüten finden sich die Telefonnummern von Polizei, Beratungsstellen und Einrichtungen, die Frauen unterstützen.

53 000 Bäckertüten

Diesen Samstag, 24. November ab 11 Uhr, werden in der Aschaffenburger Herstallstraße vor der Buchhandlung Diekmann und in Miltenberg bei der Bäckerei Mayer im Stammhaus kostenlos gefüllte Brötchentüten verteilt. Passanten können ungezwungen mit Mitarbeitern von Beratungsstellen, den Organisatorinnen der Aktion oder der Polizei ins Gespräch kommen.

Danach werden die 53 000 Bäckertüten in sämtlichen Bäckereien, die den Innungen in den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg angehören, bei jedem Kauf über die Ladentheke gereicht. Zusätzlich sollen in den Aschaffenburger Bussen und auf Restauranttoiletten Plakate aufgehängt werden. Auf die Idee kam die Aschaffenburger Zonta-Präsidentin Martina Christl durch ihre Zonta-Kolleginnen in Schweinfurt, die schon einmal eine solche Aktion organisiert hatten - als Teil der Aktion »Zonta says No«. Diese organisiert der Club jedes Jahr am Tag gegen Gewalt an Frauen. »Die Bäckertüten sind ein einfaches Mittel, um eine wichtige Botschaft mit nach Hause zu tragen«, sagt Christl.

"Gewalt kommt nicht in die Tüte": Das steckt hinter den Bäckertüten
Quelle: Moni Münch

Von dieser Idee war auch Sabine Farrenkopf, Gleichstellungsbeauftragte für den Landkreis Miltenberg, angetan und hat den Aschaffenburger Zonta-Mitstreiterinnen angeboten, die Aktion auch in Miltenberg zu organisieren.

Sabine Farrenkopf hofft, dass Frauen auf diese Weise schnell und einfach an Infos kommen. Sie findet, dass das Thema häusliche Gewalt noch immer tabuisiert wird. Besonders in ländlichen Regionen vermutet sie eine hohe Dunkelziffer.

Colos-Saal-Chef Claus Berninger, dessen Gesicht auf der Tüte zu sehen ist, hat sich gern dafür zur Verfügung gestellt: »Da sind alle wichtigen Anlaufstellen drauf. Und man bekommt die Tüte ganz einfach in der Fußgängerzone«, sagt er. Berninger hofft, dass die Aktion von Gewalt betroffenen Frauen hilft. Im Colos-Saal sei das Thema kein Tabu: Die Mitarbeiter seien geschult, eventuelle Vorfälle sofort zu melden. Er bekomme positive Rückmeldungen von Frauen, die auch allein in den Colos-Saal gehen.

In allen sozialen Schichten

Bei der Aktion komme es gar nicht so sehr darauf an, sich sofort Hilfe zu holen, sondern zu wissen, wohin und an wen man sich wenden kann, sagt Zonta-Präsidentin Martina Christl. Und Susanne Knörzer von der Sefra-Beratungsstelle ergänzt: »Es kommt nicht selten vor, dass erst einige Zeit vergeht, bis sich nach solchen Aktionen Frauen in einer Beratungsstelle melden.«

Tatsächlich komme häusliche Gewalt in allen sozialen Schichten vor, egal welche Bildungsschicht und welcher kultureller Hintergrund - auch in Aschaffenburg und Umgebung, betont Knörzer.

Allein im vergangenen Jahr, so die aktuellen Zahlen aus dem Aschaffenburger Frauenhaus, die den Initiatorinnen der Aktion vorliegen, habe es dort 255 Aufnahmeanfragen gegeben - einige Frauen hätten zu diesem Zeitpunkt schon jahrelang Gewalt ertragen.

Woran liegt das? »Die Frauen schämen sich, denken, sie sind Schuld, haben Existenzängste oder wollen wegen der Kinder beim Partner bleiben«, weiß Knörzer. Gerade deshalb wolle man, so Martina Christl, »auf das Thema aufmerksam machen, aufrütteln und sagen: Niemand muss das aushalten. Es gibt Hilfe. Auch anonym.«

Miriam Schnurr
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