Plädoyer fürs Biosphärenreservat Spessart

Informationsabend der Naturschutzverbände

Aschaffenburg
2 Min.

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Der Stadtwald der Stadt Lohr gilt in Fachkreisen als Vorzeigeobjekt für naturnahe Waldwirtschaft. Die Stadt hat rund 200 Hektar ihres Waldbesitzes für die Kernzone eines möglichen Biosphärenreservats im Spessart angeboten. Das Bild zeigt eine alte Buche.
Foto: Johannes Ungemach
Aschaffenburg, Bachsaal, Podiumsdiskussion zum Thema Biosphärenreservat Spessart; v li hartmutt brönner stv. lbv-vorsitzender, steffen scharrer, bn-chef kreis mil, lbv-chef norbert schäffer, bernd kempf, vorsitzender freunde des spessarts Fotograf: Björn Friedrich
Foto: Björn Friedrich
Bio­sphä­ren­re­ser­vat Spess­art - ei­ne Chan­ce für den Na­tur­schutz? Die­se Fra­ge ha­ben die Teil­neh­mer ei­nes In­fo­a­bends des Lan­des­bunds für Vo­gel- und Na­tur­schutz (LBV) am Don­ners­ta­g­a­bend im Aschaf­fen­bur­ger Bach­saal mit ei­nem kla­ren »Ja« be­ant­wor­tet. Zu dem Ter­min wa­ren rund 100 In­ter­es­sier­te ge­kom­men. Sie er­leb­ten ein zwei­stün­di­ges Pläd­o­y­er für ein Bio­sphä­ren­re­ser­vat im Spess­art.

Hintergrund: Stadt und Kreis Aschaffenburg sowie die Kreise Miltenberg und Main-Spessart lassen in einer Machbarkeitsstudie analysieren, ob sich der bayerische Spessart für ein Biosphärenreservat eignet, bei dem es generell um »Mensch und Biosphäre« (Natur), um nachhaltige Entwicklung, um naturschonende Lebens- und Wirtschaftsformen geht. Ende des Jahres sollen Ergebnisse vorliegen. Beim LBV-Termin im Bachsaal waren neben dem LBV weitere Naturschutz-Organisationen eingebunden - Bund Naturschutz (BN) und Verein Freunde des Spessarts.

»Ein Biosphärenreservat im Spessart wäre eine große Auszeichnung und eine große Chance für die Region«, so Norbert Schäffer, Landes-Chef des LBV. Damit würde der Spessart in einen »weltweiten, elitären Kreis aufgenommen«. Dabei gehe es nicht nur um den Spessartwald - in einem Biosphärenreservat sei auch der Schutz der für die Region charakteristischen Streuobstwiesen und des Offenlands »sehr wichtig«. Die beiden bayerischen Biosphärenreservate in der Rhön und im Berchtesgadener Land seien »Erfolgsmodelle«. Schäffer: »Das kann auch im Spessart gelingen.«

Hartwig Brönner aus Lohr, stellvertretender Landes-Vorsitzender im LBV, stellte heraus, dass ein Biosphärenreservat viel zum Natur-, Arten- und Klimaschutz beitragen würde. Es biete auch eine neue Perspektive für die regionale und bäuerliche Landwirtschaft - und für die gesamte Entwicklung der Spessart-Region. Nicht zuletzt gehe es um Verantwortung für die folgenden Generationen.

Die von Menschenhand gemachte Kulturlandschaft spiele in einem solchen Reservat die Hauptrolle, betonte Steffen Scharrer, Leiter der BN-Kreisgruppe Miltenberg und Mitglied im BN-Landesvorstand. Weitere Aspekte seien die Umweltbildung für die nachfolgende Generation und die Förderung eines an die Natur angepassten Tourismus'. Scharrer nannte zudem die Wertschöpfung und Vermarktung etwa von landwirtschaftlichen Produkten unter dem Label Biosphäre.

Bernd Kempf, Vorsitzender des Vereins Freunde des Spessarts, ging auf die Frage ein, inwiefern Städte und Gemeinden von einem Biosphärenreservat profitieren könnten. Der Spessart würde als Erholungsgebiet aufgewertet, so Kempf. Aber nicht nur - denn: Im Wettbewerb um dringend benötigte Fachkräfte in der Arbeitswelt könnte die hiesige Region mit einem Biosphärenreservat in Sachen Lebensqualität werben.

In der Diskussion mit den Zuhörern kam die Frage auf, wie man den Kritikern eines Biosphärenreservats im Spessart begegnen könne. Dazu LBV-Mann Brönner: Jeder sei eingeladen, seine Ideen, aber auch seine Kritik und seine Bedenken in die Debatten einzubringen. Die Machbarkeitsstudie sei gut angelaufen. Man pflege bei den zur Studie gehörenden Terminen einen guten Umgang miteinander. Es sei »ein fairer Prozess«.

Eine weitere Frage: Inwiefern schützt ein Biosphärenreservat die Region vor »Flächenfraß«? Scharrer vom BN: Gar nicht (Hintergrund: Ein solches Reservat hat keine Wirkung beispielsweise auf bestehende Baugesetze). Aber: In einem Biosphärenreservat gehe es zentral um nachhaltige (Wirtschafts)entwicklung. Ein großer Flächenverbrauch stehe einem Reservat »nicht gut zu Gesicht«.

Den Abend zusammenfassend, sagte Brönner vom LBV: »Der bayerische Spessart mit seinen totholzreichen, alten Laubwäldern ist eine schützenswerte Schatztruhe der Biodiversität.«

Hintergrund: Biosphärenreservat Spessart

Bei einem Biosphärenreservat geht es generell um den Erhalt von Landschaften, Ökosystemen, Arten und genetische Vielfalt, so LBV-Mann Hartwig Brönner beim Termin im Bachsaal. In Deutschland gibt es derzeit 18 Biosphärenreservate - sie »dienen dem Naturschutz und sind Modellregionen für naturverträgliche Wirtschaftsweisen«.Brönner nannte zahlreiche Argumente für ein Biosphärenreservat im Spessart. Beispiele:

- eines der waldreichsten deutschen Mittelgebirge; - auf der Welterbeliste der Unesco als eines von neun deutschen bedeutenden Buchenwaldgebieten aufgeführt;- zählt mit seinen über 180 Jahre alten Buchen und über 300 Jahre alten Eichen zu den ältesten Waldgebieten Mitteleuropas (ökologisch besonders wertvoll);- außergewöhnliche Artenvielfalt: deutschlandweit bedeutende Brutvorkommen von Halsbandschnäpper und Mittelspecht; einzige bayerische Kolonie baumbrütender Mauersegler;- Mosaik von Kultur- und Naturlandschaften (Hafenlohrtal, Maintal, Sinngrund);- gut ausgebautes Wanderwegenetz;- Zentrale Lage in Deutschland, verkehrstechnisch (A3) gut angebunden

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