Pergament statt Glas
Mittelalterliche Fenster im Gotischen Haus nachgebaut
An zwei Fenstern im Erdgeschoss wird dies nun dokumentiert, nachdem bei der Entkernung gefunden worden waren. Die Fenster sind nicht Wind und Wetter ausgesetzt, denn sie genügen keineswegs den heutigen Wärmedämmvorschriften. Architekt Volker Schickling, der Vorsitzende des Geschichtsvereins Bachgau Ewald Lang und die Eschauer Schreinerei Horlebein machten sich auf die Suche nach der alten Technik.
Pergament wird aus Tierhäuten hergestellt. Es eignen sich allerdings nicht alle dazu. Deshalb zog man den Eschauer Sattler Dyroff zu Rate. Die Oberfläche der Haut musste groß genug sein. So kamen nur Rind, Hirsch und Ziege in Frage. Rinderpergament ist zu dick und unflexibel.
Man entschied sich letzten Endes für Ziegenpergament, das sich nass leicht spannen und gut bearbeiten lässt. Hirsch ist genau so gut, aber teurer. Zudem haben Hirsche einen mehr länglichen Körper. So mussten sechs Ziegen aus dem westfälischen Münster ihr Leben lassen, denn es wurden insgesamt zwölf »Scheiben « in zwei Fenstern gebraucht.
Ungegerbt werden die Häute in eine Kalklösung gegeben und stehen gelassen. Das geht nicht geruchlos vor sich. So rümpften früher schon beim Gerber oder Lederer früher die Menschen die Nase, denn der Gestank war bei dem Fäulnisprozess unerträglich. Nach einer gewissen Zeit können dann die Haare abgeschabt werden. Die Haut ist hell geworden und lichtdurchlässig, aber nicht durchsichtig wie bei Glas.
Die nasse Haut wird auf einem Rahmen fest genagelt, der dann später in dem großen Fensterrahmen angeschraubt wird. Beim Trocknen spannt sich das elastische Pergament wie bei einer Trommel. Mit Lederriemchen, die an der Wand befestigt sind, kann das Fenster dann gekippt werden, wenn gelüftet werden soll.
