Musikalische Powerfrauen

Konzert: Komponistinnen und ihre Mentoren - Zonta-Benefiz mit dem Jungen Kammerorchester Aschaffenburg in der Christuskirche

Aschaffenburg
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Beseeltes Musizieren mit dem Cello: Verena Sennekamp und Dirigent Heinz-Peter Rausch beim Musikalischen Herbst in der Christuskirche.
Foto: Ernst B
»Po­wer­frau­en« stan­den am Sams­ta­g­a­bend in Aschaf­fen­burgs Chris­tus­kir­che im Mit­tel­punkt.
Da waren einmal die Damen des Zonta-Clubs Aschaffenburg. Sie hatten im Rahmen des »Musikalischen Herbstes« das Konzert mit dem Jungen Kammerorchester Aschaffenburg unter Heinz-Peter Rausch zugunsten von sozialen Frauenprojekten auf die Beine gestellt - ganz im Sinne der Dachorganisation »Zonta International«. Sie setzt sich weltweit für benachteiligte Frauen ein.
Um Powerfrauen ging es auch in musikalischer Hinsicht: Nämlich, so die sehr informativ moderierende Cornelia Hamidi, um »Komponistinnen und ihre Mentoren«. Widerlegt wurde das Vorurteil, wonach Männer auf diesem Gebiet genetisch im Vorteil sind. »Musikologen« munkeln ja längst, dass Frauen wie Clara Schumann oder Fanny Mendelssohn Bartholdy eigene Werke unter dem Namen ihres Mannes beziehungsweise Bruders veröffentlichten.
Eine musikalische Powerfrau war zweifellos die 1709 geborene Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. Sie war mit den gleichen musikalischen Genen gesegnet wie ihr Bruder, der komponierende und Flöte spielende Preußenkönig Friedrich der Große. Bereits in den Allegro-Eingangstakten ihres Cembalokonzerts g-moll fiel der seidige Streicherton des Ensembles auf. Klangschön gestaltete die an der Frankfurter Musikhochschule wirkende Solistin Roxana Neascu die weit ausholende Kadenz des Kopfsatzes.
Geigerische Größe
Die 1745 geborene Venezianerin Maddalina Lombardini-Sirmen galt seinerzeit als eine geigerische Größe, die selbst mehrere Violinkonzerte schrieb. Makellos und einfühlsam gestaltete Konzertmeisterin Monika Beck - bekannt auch vom Ensemble »La Finesse« - das träumerische Largo des C-Dur-Konzerts der Komponistin.
Widerborstiges Cello
Der berühmte Giuseppe Tartini (1692-1770) war ihr Mentor. Deshalb stand auch sein Cellokonzert D-Dur auf dem Programmzettel. Nun kann das Cello ein sehr widerborstiges Instrument sein. Der Spieler muss mit dem Korpus förmlich zu einer Einheit verschmelzen, damit beseeltes Musizieren entsteht. Genau so war es bei Verena Sennekamp, Mitglied des renommierten Frankfurter Eos-Trios. Mit ihrem zupackenden Saitenspiel hob sie das ungewöhnlich mit einem Largo beginnende, sehr effektvolle Werk über die Grenzen höfischer Unterhaltungsmusik weit hinaus.
Somit erwiesen sich auch die Solistinnen als »Powerfrauen«, zumal sich ihnen mit Sophia Miltenberger eine weitere hinzugesellte. Die Stimmführerin der zweiten Geigen erwies sich dank ihres schlanken Geigentons als vollwertiger Ersatz für eine ausgefallene Solistin. Kammermusikalisch glänzten alle vier gemeinsam in einer Triosonate einer unbekannten englischen Barockkomponistin unter dem Pseudonym »Mrs. Philharmonica«.
Die Noten des anschließend erklungenen Werks schrieb zwar eine männlich geführte Feder. Mit »Frauenpower« ist jedoch auch Vivaldis beliebtes Doppelkonzert in B-Dur verbunden: nicht nur über die Solistinnen Monika Beck und Verena Sennekamp, die hier in reizvolle musikalische Dialoge eintraten. Vielmehr auch deshalb, weil Vivaldi ein ausschließlich aus Waisenmädchen bestehendes, rasch europaweite Anerkennung erlangendes Orchester gründete, welches dieses und viele andere seiner Werke uraufführte.
Noch ein Wort zu Heinz-Peter-Rausch: Mit seinem ohne übertriebene Gesten auskommenden Dirigat ließ er das Orchester entspannt, präzise und im Notenfluss jederzeit »mitsingend« musizieren. Dies führte am Schluss zu einem mächtigen Beifallssturm aus dem voll besetzten Kirchenschiff, der erst nach der Zugabe, dem von Max Reger seiner Mutter gewidmeten »Lyrischen Andante« abebbte. Ernst Bäppler
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