Mit Rhythmus und Reimen auf den Aschaffenburger Bühnen

Kultur: Der 26 Jahre alte Poetry Slammer Lukas Kunkel schreibt Gedichte über Detektive, Saunen und den Klimawandel

Aschaffenburg
2 Min.

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Liest bei Jazz & Crime am 17. Januar im Aschaffenburger Café Schwarzer Riese: der Poetry Slammer Lukas Kunkel.
Foto: Stefan Gregor
Ein ab­ge­half­ter­ter De­tek­tiv mit zwie­lich­ti­gen Mo­ral­vor­stel­lun­gen ver­sucht, ei­nen Tod zu ver­hin­dern - so stellt Lu­kas Kun­kel den In­halt sei­nes neu­es­ten Wer­kes vor. Das Kri­mi-Ge­dicht »Raub mit To­des­fol­ge« liest der Aschaf­fen­bur­ger Poe­try Slam­mer erst­mals am Frei­tag, 17. Ja­nuar im Ca­fé Schwar­zer Rie­se an­läss­lich des Jazz & Cri­me-Fes­ti­vals 2020. Seit ei­nem Jahr er­obert der 26-Jäh­ri­ge mit sei­nen Ge­dich­ten Aschaf­fen­burg.

Lukas Kunkel ist nicht sein richtiger Name. Den hält der Poetry Slammer auf der Bühne lieber geheim - genauso wie sein Privatleben. »Es soll nicht um mich als Person gehen«, erklärt er, sondern darum, »Leute zum Nachdenken zu bringen.« Deshalb schreibe er vor allem über gesellschaftliche Themen: künstliche Intelligenz, Klimawandel, politische Selbstverständnisse.

Auch der Krimi »Raub mit Todesfolge«, den der Student für seinen Auftritt im Rahmen der Jazz & Crime-Veranstaltungsreihe verfasst hat, passt in diese Reihe. Er verpackt ein gesellschaftliches Thema in eine Detektivgeschichte. Das Ungewöhnliche: Wie alle Texte von Lukas Kunkel ist »Raub mit Todesfolge« in Reimform geschrieben. »Sonst wäre mir das Schreiben zu langweilig«, meint Kunkel. Gerade der erhöhte Schwierigkeitsgrad sei es, der ihn am Poetry Slam reize. Deshalb habe er auch sofort zugestimmt, als Klaus Appel, der Veranstalter von Jazz & Crime, ihn vor einem Jahr nach einem Auftritt im Café Schwarzer Riese gebeten habe, ein Krimi-Gedicht zu schreiben.

Zwischen den dunklen Stühlen und dem altmodischen Flair des Schwarzen Riesen ist Lukas Kunkel fast heimisch. Seit vier Jahren arbeitet er dort neben seinem Studium - etwas anderes könne er sich im Moment gar nicht vorstellen. Ursprünglich studierte der 26-Jährige Internationales Vertriebsmanagement an der Aschaffenburger Hochschule. 2016 gab er diesen Weg auf und wechselte für ein Philosophie- und Geschichtsstudium an die Goethe-Universität in Frankfurt. »Das war keine leichte Entscheidung«, gesteht Kunkel. Doch das geisteswissenschaftliche Studium helfe ihm, sich weiterzuentwickeln - auch als Poetry Slammer und Autor.

Längst kein Unbekannter mehr

In Aschaffenburg ist Lukas Kunkel daher längst kein Unbekannter mehr. Mit seinen Texten trat er im vergangenen Sommer beim Kommz-Festival auf und hat bereits zweimal am Aschaffenburger Poetry Slam im Jukuz teilgenommen. Im November 2019 trug er mit seinem Text »Die Sauna« den Sieg davon. Ein großer Erfolg für den Studenten - vor allem, weil er erst seit etwa einem Jahr Poetry Slam macht. Texte habe er zwar auch davor schon geschrieben, aber eher für sich selbst oder für die Band, in der er ein Jahr lang spielte.

Dass er früher Musik gemacht hat, kommt ihm jedoch bis heute beim Poetry Slam zugute. »Die Leute sagen, ich habe einen Rhythmus beim Sprechen«, erzählt Kunkel. Auch deshalb plant er, in diesem Jahr seine ehemaligen Bandmitglieder wieder zusammenzutrommeln, um einen Neuanfang zu versuchen - allerdings eher als Nebenprojekt. Denn vor allem will sich Lukas Kunkel im Jahr 2020 einen Traum erfüllen, den er schon als kleiner Junge hatte: sein erstes Buch zu schreiben.

-> Info: Lukas Kunkel: »Wer kennt diesen Mann?«, Lesung im Café Schwarzer Riese, Freitag, 17. Januar, 20 Uhr (ausverkauft). Kunkel wird auch am Samstag, 8. Februar, um 18 Uhr im Kornhäuschen auftreten. Im Rahmen einer Ausstellung und Performance. Titel: »Gedanken eines Millenials.« Eintritt frei.

Hintergrund: Poetry Slam

Ein Poetry-Slam ist ein dichterischer Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer mit selbst verfassten Texten gegeneinander antreten. Eine Besonderheit ist dabei oft die kurze Zeit, die die Poetry-Slammer für ihre Auftritte zur Verfügung haben.

Für die Art der Literatur gibt es keine Vorgaben - die sogenannte Slam Poetry ist weniger eine Textgattung als eher eine Vortragsform. Dabei sind das präsentierte Werk und die Präsentation selbst eng verbunden. Das zeigt sich oft in einer bewussten Selbstinszenierung oder Performance, die die Poetry Slammer als Stilmittel nutzen. Die meist frei vorgetragenen Texte zeichnen sich durch Eingängigkeit, Sprachrhythmus und Liedhaftigkeit aus, auch wenn die früher üblichen Reimformen heute immer häufiger von Prosatexten abgelöst werden. Inhaltlich ist Poetry Slam eine vielfältige, freie Form der Literatur, die aber häufig politisch oder gesellschaftlich relevante Themen anspricht.

Obwohl die ersten Poetry Slams von den USA ausgehend schon in den 1980er-Jahren stattfanden, hat sich die Wettbewerbsform erst Anfang der 2000er verbreitet und liegt seitdem vor allem bei jüngeren Autoren im Trend. Heute gibt es allein in Deutschland mehr als 300 regelmäßig stattfindende Poetry Slams.

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