Anschluss an die Arbeitswelt gepackt

Integration: Zonta-Club hat zwei Stipendien für Migrantinnen ermöglicht - Erst Schulabschluss, jetzt Ausbildung

Aschaffenburg
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Aschaffenburg, Kitz Weinstube:  Zonta Aschaffenburg hat erstmals
Semhar Tekie und Wubit Adane (von rechts) haben den Quali geschafft und eine Lehrstelle ergattert. Begleitet wurden sie von der ehemaligen Zonta-Präsidentin Susanne Paukens-Scheffner und von Zonta Präsidentin Anne-Katrin Gruber (links). Foto: Bj
Foto: Björn Friedrich
Dass Sem­har Te­kie und Wu­bit Ada­ne an die­sem 1. Sep­tem­ber in die Aus­bil­dung star­ten kön­nen, das hät­ten sich die bei­den Frau­en vor ei­nem Jahr kaum träu­men las­sen. Dass sie es ge­schafft ha­ben ist der Lohn für har­te Ar­beit - aber auch Er­geb­nis ei­nes bis­lang ein­ma­li­gen För­der­pro­gramms in Aschaf­fen­burg.
Semhar Tekie wird im Kahler Hotel Zeller eine Lehre als Köchin beginnen; Wubit Adane beginnt eine Ausbildung in einer Haibacher Zahnarztpraxis. Möglich gemacht hat das auch der Aschaffenburger Zonta-Club, der dafür mit der Frankfurter Crespo Foundation kooperiert hat: Crespo vergibt sogenannte Saba-Bildungsstipendien an Migrantinnen im Rhein-Main-Gebiet (siehe Infokasten). Zonta hat erstmals zwei Frauen aus Aschaffenburg in das Programm gebracht, sie finanziell und ideell unterstützt.
An der VHS zum Quali
Ziel des Stipendiums: Frauen, die es in unterschiedlichsten Lebensphasen nach Deutschland verschlagen hat, zu einem Abschluss und zu Anschluss zu verhelfen. Für Semhar Tekie und Wubit Adane führte dieser Weg über den Vorbereitungskurs der Volkshochschule für den qualifizierenden Hauptschulabschluss. Ein Schuljahr lang, 30 Stunden pro Woche, hatten die Frauen Unterricht nicht nur in Deutsch, sondern auch in Mathe, Englisch & Co.
Ein straffes Programm für zwei, die auch Familien versorgen: Semhar Tekie ist 47 und stammt aus Eritrea; sie kam 2005 als Alleinerziehende in Aschaffenburg an, heute sind ihre Kinder 23, 15 und 14 Jahre alt. Wubit Adane, 42, kam 2012 als Flüchtling aus Äthiopien; ihre Kinder sind 19 und 12 Jahre alt, sie kann auf die Unterstützung ihres Ehemannes bauen.
Dass mit Geld allein nicht geholfen sein würde - das war Susanne Paukens-Scheffner, Zonta-Präsidentin im vergangenen Jahr, schnell klar, nachdem die städtische Integrationsmanagerin Anna Ehrlich den Kontakt zu den beiden Afrikanerinnen hergestellt hatte. Paukens-Scheffner klemmte sich hinter die Sache, tat mehr als ursprünglich angedacht war: Sie besorgte Praktikumsplätze für Mutter und Sohn, brachte den Kindern das Schwimmen bei, gab regelmäßig Deutsch-Nachhilfe für beide Frauen. Zonta wurde Teil des Netzwerks, das die Integrationsarbeit in Aschaffenburg trägt.
»Wir wollen anschieben«, sagt Paukens-Scheffner über ihr Engagement und das von Zonta. Sie denkt nicht nur an den Werdegang der Stipendiatinnen. Paukens-Scheffner hofft auch, dass die Saba-Förderung fester Teil der Aschaffenburger Bildungslandschaft werden kann. Tekie, die in ihrer Heimat als Telefonistin gearbeitet hatte, kam vor über zehn Jahren im Asylbewerberheim an - und durfte keinen Deutschkurs machen, solange ihr die Anerkennung als Flüchtling fehlte. In Deutschland ging sie schließlich putzen. »Den Traum, irgendwann noch mal mehr aus meinem Leben machen zu können, hatte ich fast aufgegeben«, sagt sie rückblickend.
»Wir schaffen das«
Aufgegeben hat sie aber nicht. Im VHS-Kurs haben sich die Frauen gegenseitig angespornt: »Wir haben uns gesagt: Wir schaffen das!«, erinnert sich Adane, »Auch wenn’s schwer war.« Ihr Leben habe sich in den letzten Monaten »total verändert«, sagt Adane. »Jetzt kann ich meinen Kindern ein Vorbild sein.« Das will auch Semhar Tekie. Dass sie älter ist als andere Auszubildende, stört ihren künftigen Arbeitgeber nicht, im Gegenteil. »In diesem Alter weiß man, was man will«, sagt Alexandra Schleunung, Inhaberin des Hotels Zeller, in dessen Küche Tekie schon zwei Wochen Praktikum gemacht hat.
Paukens-Scheffner wird die beiden Frauen auch während der Ausbildung begleiten - und für Zonta eine neue Stipendiatin unterstützen, deren Weg gerade beginnt. Und Semhar Tekie? Die hat schon ein neues Ziel im Blick: Irgendwann ein afrikanisches Restaurant in Aschaffenburg eröffnen.
Moni Münch
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