Wenig sentimental, aber heimatverbunden

Schlierbacher Geburtstagskinder:Otto Dillbahner hat Jahrzehnte in Frankfurt gearbeitet, ist aber ortsverbunden - Ende der Serie zum Jubiläum

Schaafheim
2 Min.

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Otto Dillbahner ist trotz vieler Staus auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz seiner Heimatgemeinde treu geblieben. Foto: Klaus Holdefehr
Foto: Klaus Holdefehr

Der Westring ist eine besondere Adresse im kleinen Dorf Schlierbach. Dort wohnt mit Otto Dillbahner nicht nur der Vorsitzende der Schaafheimer Freien Wähler, die in der Kommunalpolitik auch dank seiner Regie großes Gewicht haben. Er hat Winfried Blösser zum Nachbarn, den »Daniel Düsentrieb« der Schaafheimer Natur- und Heimatkunde. Wenige Häuser weiter wohnt mit Ralph Pittich auch der Vorsitzende der Schaafheimer CDU, und zum langjährigen CDU-Gemeindevertreter Günter Kreis ist es ebenfalls nicht weit.

Neutraler Pragmatismus

Ober- und Unterdorf: Beide Ortsteile haben ihre eigene Atmosphäre. Der Westring hingegen strahlt mit seinen Häusern aus den Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts einen ziemlich neutralen Pragmatismus aus. Passt irgendwie zu diesem gelernten Spitzendreher, der dann zur Polizei gegangen ist und 41 Jahre nach Frankfurt pendelte. »Mindestens zweimal pro Woche stand ich im Stau«, erinnert sich der Hauptkommissar im Ruhestand, »weil es irgendwo gekracht hatte.« Schürt das nicht Überlegungen, den Wohnsitz der Arbeitsstelle anzunähern? »Dafür war es irgendwann zu spät«, erklärt der 71-Jährige. »Ich habe früh geheiratet, eine Schaafheimerin, wir haben zwei Kinder und zwei Enkel. Der Sohn wohnt hier im Haus.«

Otto Dillbahner ist gebürtiger Schlierbacher, »eine Hausgeburt, wie das damals halt so war, und eine Zwillingsgeburt dazu.« Am 20. Dezember feiert er seinen 72. Geburtstag. Aufgewachsen ist er auf einem kleinen Bauernhof zwischen Ober- und Unterdorf. Während andere Zeitzeugen berichten, dass in diesen Jahren das Dorf wie ein großer Abenteuerspielplatz wirkte, erinnert sich dieser »Schlierbacher Bub« an viel harte Arbeit in der Landwirtschaft, mit gerade mal acht Hektar Fläche, die keine üppigen Erträge abwarfen. Das schafft wohl einen relativ nüchternen Blick auf das, was andere als »Heimat« verklären.

Mit der Kreidler in die Welt

Erst später, mit dem Salär aus der Ausbildung, ging es mit der Kreidler Florett, dem Moped dieser Zeit, hinaus in die umliegende, auch eher kleine als große Welt. So richtig mit Weltgeschichte in Berührung gekommen ist Dillbahner dann als Polizist in Frankfurt. Er erinnert sich an Einsätze in der Uni, die Hausbesetzungen, den Kampf um die Startbahn West, und er sieht manche Parallelen zu dem, was sich gerade im Dannenröder Forst abgespielt hat.

Dabei sei er immer auf der richtigen Seite gewesen, ist er sich sicher. Für Politik habe er sich schon früh interessiert, und das hat ihn in die Kommunalpolitik geführt. Seit zehn Jahren ist er im Schaafheimer Gemeindevorstand.

Vielfach engagiert

Auch anderweitig ist er engagiert - nämlich als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Schaafheimer Raiffeisenbank. Und seit 1969 spielt er Fußball, »bis heute, immer noch«. Allerdings ist Schlierbach zu klein für eine Altherren-Mannschaft, und so kickt er in den Reihen von Viktoria Schaafheim. Auch das eine pragmatische Lösung.

Aber wie war das früher, wenn er nach Schichtende aus dem großen, wilden »Sündenpfuhl« Frankfurt ins ruhige Dörfchen am Nordfuß des Binselbergs gekommen ist? Wenn die ersten Häuser, der Kirchturm in sein Blickfeld kamen? Dillbahner spricht von einem »kleinen Kaff, sehr überschaubar«. Es klingt nicht despektierlich, aber er wahrt damit die Distanz zum Sentimentalen. Am Ende doch so viel: »Hier war es immer schön, und es ist jetzt noch etwas schöner geworden durch die vielen Investitionen der Gemeinde Schaafheim anlässlich des 1250-Jahr-Jubiläums.«

Hintergrund: Ende der Serie Geburtstagskinder

Das Jahr 2020 geht zu Ende. Das Jahr, in dem die Einwohner des Schaafheimer Ortsteils Schlierbach mit einem opulenten Programm die urkundliche Ersterwähnung ihres Dorfs vor 1250 Jahren feiern wollten. Das Jahr, in dem eine Pandemie ganz viele Pläne zunichte gemacht hat. Bleibt die Hoffnung, dass Vernunft und Impfstoffe 2021 ein Programm 1250 +1 möglich machen. Und es bleibt die kleine Serie unseres Medienhauses, in der wir anlässlich des Jubiläums Schlierbacher Geburtstagskinder porträtieren. Mit Otto Dillbahner geht sie zu Ende. ()

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