Opa als Kriegsteilnehmer entdeckt

Heimat- und Geschichtsverein: Mitglieder erforschen Schicksal von Laudenbachern im Ersten Weltkrieg

Laudenbach
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Horst Eilbacher und Marga Höfer vom Heimat- und Geschichtsverein rahmen diese Fahne des Kriegervereins von 1899 ein – Nationalstolz und Kriegsbereitschaft sind da noch ungebrochen.
Foto: Heinz Linduschka
Es gibt Ak­tio­nen, die kön­nen als Vor­bild die­nen: So die des Hei­mat- und Ge­schichts­ve­r­eins Lau­den­bach. Seit ei­ni­gen Mo­na­ten re­cher­chiert er das Schick­sal der Lau­den­ba­cher Kriegs­teil­neh­mer in den Jah­ren 1914 bis 1918, stellt die Er­geb­nis­se der Öf­f­ent­lich­keit vor. Das En­ga­ge­ment ver­di­ent al­ler­größ­tes Lob und hat ver­blüf­fen­de Ein­sich­ten ge­bracht, die auch in den Schu­len den Ge­schichts­un­ter­richt be­rei­chern kön­nen.
Alfred Zengers Opa war 1914 gefallen - für ihn der Anlass, den neu gewählten Vorstand im Februar auf diese Spur zu setzen. Sein Vorschlag: bis zum Totensonntag am 15. November zu recherchieren, was junge Laudenbacher in den vier Jahren des Ersten Weltkriegs erlebt hatten.
Aufruf im Amtsblatt
Den Vorsitzenden Horst Eilbacher hatte Zenger schnell überzeugt. Schließlich wusste der, dass sein Großvater mit drei Brüdern in diesen Krieg gezogen war. Silvia Lang und ihr Mann Gerhard hatten sich bereiterklärt, die Recherchen zu übernehmen. Nachdem Franz Hain mit einem Aufruf im Amtsblatt um Material über diese Zeit aus den Familienarchiven bat, kam eine Aktion in Gang, die am vergangenen Wochenende mit einer eindrucksvollen Präsentation weit mehr als 100 interessierte Frauen und Männer in den Saal des Feuerwehrhauses lockte.
Fotos von Wilhelm Eilbacher
»Das ist mein Opa«, rief eine Frau überrascht aus, als ein Schwarz-Weiß-Foto auf der Leinwand zu sehen war. Eines von mehr als 50 Soldatenporträts, zwischen die immer spannende, atmosphärisch dichte und oft auch erschreckende Schwarz-Weiß-Aufnahmen vom Kriegsgeschehen geschaltet waren.
Der Glücksfall: Wilhelm Eilbacher war zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Laudenbach ein engagierter Fotograf, der auf zahlreichen Fotos den Schrecken und die Atmosphäre an der Front festgehalten hat. Heute sind das zeitgeschichtliche Dokumente von großem Wert, die bei der Ausstellung als Originale in Glasvitrinen von den Besuchern bestaunt wurden. Da konnte man Doppeldecker nach einer Bruchlandung sehen, Bilder aus überfüllten Lazaretten, beklemmende Fotos vom Grabenkrieg und von Gasangriffen. Soldaten aus Laudenbach, die in einer Mischung aus Stolz, Angst und Unsicherheit vor der Kamera posierten und immer wieder von den Besuchern als Urgroßvater, Großvater oder auch als Vater identifiziert wurden.
Silvia und Gerhard Lang haben in ihrer aufwendigen Recherche im Internet und in Archiven viel herausgefunden, was nicht nur in Laudenbach auf großes Interesse trifft. Nun ist klar, dass nicht »nur« die zehn Männer auf dem Kriegerdenkmal von 1960 ihr Leben im Krieg verloren haben sondern 14, Und man weiß jetzt auch, dass nicht »nur« 54 Laudenbacher in den Krieg ziehen mussten, wie es eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie vermuten ließ, sondern 78. Immerhin ein gutes Drittel der damaligen männlichen Ortsbevölkerung, wie Horst Eilbacher in seiner engagierten Rede am Sonntag darlegte.
Schrecken und Leid
»Nie wieder Krieg!« war die Lehre, die er als Botschaft aus der Forschungsarbeit des Vereins formulierte und gegen die nationale Kriegsbegeisterung von 1914, als man mit Sätzen wie »Jeder Tritt ein Britt‘, jeder Stoß ein Franzos‘, jeder Schuss ein Russ‘!« an die Front zog. Die Ergebnisse der Recherchen vor Ort beeindrucken mehr als viele noch so gut abgesicherte, wissenschaftliche Arbeiten. Nun kann man zahlreiche Biografien von jungen Männern aus Laudenbach nachverfolgen, von solchen, die im Alter zwischen 17 und 32 Jahren im Krieg ums Leben kamen, und von denen, die Schrecken und Leid überlebten und nach Laudenbach zurückkehrten.
Dass der Heimat- und Geschichtsverein die Exponate archiviert und damit dauerhaft aufbewahrt, dass man auf Nachfrage auch mit Kopien der Rechercheergebnisse die eigene Familiengeschichte vervollständigen kann, rundet diese gelungene Aktion ab. Die Verantwortlichen haben sich entschlossen, 2016, spätestens 2017 mit einer ähnlichen Aktion an die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs zu erinnern.
HEINZ LINDUSCHKA
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