Anna Fuchs kriegt nicht genug vom Draußensein

Freizeit: 62-Jährige erzählt in ihrem Buch »Wanderfisch« von ihrer Tour von Berlin nach Röllfeld - Sehr persönlicher Reisebericht

Klingenberg a.Main
2 Min.

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Das Cover des Buches von Anna Fuchs. Repros (2): Heinz Linduschka
Foto: Heinz Linduschka
Vertraute Flusslandschaft: Als Anna Fuchs ans Saaleufer kommt, werden sogleich Erinnerungen an den Main wach. Foto: Anna Fuchs
Foto: Anna Fuchs
Die Handskizze des Weges symbolisiert den Charakter des Projekts: die Mischung aus Planung und Spontaneität.
Foto: Heinz Linduschka
Auf 132 Sei­ten und in 20 Ka­pi­teln kann man sich mit der 62-jäh­ri­gen An­na Fuchs auf ih­ren 700 Ki­lo­me­ter-Fuß­w­eg von Ber­lin, wo sie seit 45 Jah­ren lebt, zu­rück zu ih­ren Wur­zeln ma­chen, an den Un­ter­main, noch kon­k­re­ter nach Röll­feld, wo sie ih­re ers­ten 17 Le­bens­jah­re ver­brach­te.

Es ist ein sehr persönlicher Reisebericht, sehr ehrlich, sehr konkret - zwar auch die Beschreibung einer Art »Mission« zurück zu den eigenen Wurzeln und zum Verbinden von zwei sehr unterschiedlichen »Lebensräumen«, aber nicht abgehoben, sondern sehr konkret und gerade deshalb gut nachvollziehbar und vielleicht für den einen oder die andere sogar ein Anstoß, sich selbst mal an ein ähnliches Projekt zu wagen.

Wichtig: Vorplanung

Man erfährt, wie wichtig eine gute Vorplanung ist: Das beginnt mit dem sinnvoll gepackten Rucksack, den realistischen Tagestouren von durchschnittlich 25 Kilometern, einer Handy-App, die - meistens jedenfalls - gute Hilfe beim Finden des ganz eigenen Weges von Nord nach Süd leistet und dem rechtzeitigen Suchen nach einer Übernachtungsmöglichkeit, einer Pension oder notfalls auch mal einem besseren Hotel. Nicht mehr als 50 Euro sollen Übernachtung mit Frühstück im Durchschnitt kosten und die Planung soll nicht so weit gehen, dass die Spontaneität auf der Strecke bleibt. Schließlich ist Anna Fuchs auch so frei, in seltenen Fällen mal den Zug oder einen Bus für kleine Strecken zu nehmen, wenn das einfach sinnvoll ist. Ein Grund dafür, warum trotz einer Hitze von oft mehr als 30 Grad alles gut geht und die Unternehmung bei bester Laune und gesund nach 28 Tagen in Röllfeld endet. Dass immer wieder mal Freundinnen und Freunde und vor allem ihr Sohn die Wanderung über ein paar Kilometer begleiten, trägt sicher zum Gelingen bei.

In der Einsamkeit des Wanderns zu sich selbst zu finden, war ein Ziel des Projekts. Für den Leser noch interessanter ist das, was der »Wanderfisch« auf zwei Beinen in den 28 Tagen erlebt, welche Menschen er trifft und wie diese Begegnungen verlaufen. So ganz nebenbei erfährt man viel über das wiedervereinigte Deutschland, gerade über die Region an der Nahtstelle zwischen Ost und West. Dass östlich des ehemaligen eisernen Vorhangs manchmal die Zeit stehengeblieben scheint, dass aber auch mutige, meist ältere Menschen ihr Leben meistern und versuchen bewährte Traditionen hochzuhalten - trotz aller Probleme durch den Wegzug vieler Bewohner und oft fehlendem Nachwuchs, der z.B. Gaststätten oder Geschäfte weiterführen könnte -, das wird hier nicht theoretisch abgehandelt, sondern an ganz konkreten Begegnungen beispielhaft vor Augen geführt.

Man kann einiges lernen auf den 132 Seiten, kann sich dabei gut unterhalten und auch so einiges über das Leben und das Gespräch mit Menschen erfahren, die man auf dem Weg trifft. Dass die Fotos oft nicht beschriftet sind und von einer Amateurfotografin geschossen, dass auch die Wegskizze von Potsdam nach Röllfeld wirklich »handgemacht« ist, all das passt zum Charakter des Buches als einem sehr persönlichen, aber durchaus auch über den Einzelfall hinausreichenden Bericht über ein mutiges Unternehmen, das Mut machen kann, sich auch selbst wieder mal auf den Weg zu machen.

b»Wanderfisch«, 132 Seiten, 12,99 Euro, erschienen im Juli 2020, ISBN-13: 978-3752973778 . Der Reinerlös soll einem Schulprojekt in Gambia zugute kommen. Infos: www.sukuta-wannsee.de.

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