Virtuose Alleinunterhalterin denkt im Wertheimer Convenartiskeller quer und schnell
Kultur
»Damit habe ich nicht gerechnet« gesteht sie bescheiden. Die Künstlerin und Musikschulleiterin aus Kochem an der Mosel, die kaum ein Blatt vor den Mund nimmt, ist für ihre quirligen Auftritte bekannt. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt sie auch den Taubertaler Kabarettpreis »Wertheimer Affe«.
Entspannte Unterhaltung
Quer- und Schnelldenken im positiven Sinn ist während der etwa zweieinhalb Stunden entspannter Unterhaltung die wichtigste Übung, die sie von ihren Gästen erwartet. Die nahm sie auch mit ins Boot, um endlich, nach mehr als 40 Lebensjahren, »hier in Wertheim« berühmt zu werden. »Ich möchte es schaffen, dass Sie sich in mich verlieben. Dazu entliebe ich Sie von allem, was Ihnen wertvoll ist«, kündigte sie an, und das ist zugleich der rote Faden des Programms.
In ihren »Elternliedern«, deren musikalische Grundlage bekannte Kinderlieder sind, nimmt sie etwas von dem fast überirdischen Glanz der ungetrübten Freude an den Kleinen und greift dafür auch auf ihren Erfahrungsschatz als Mutter von Britta zurück. Dabei bekommen die Gäste einen umfassenden Einblick in das Familienleben, das Piechotta fantasievoll bis in die Zeit ihres eigenen Rentnerdaseins fortspinnt. die 25 Jahre Ehe einer Zuschauerin sind Anlass, in einem Lied auch einmal die möglichen Schattenseiten einer langen Beziehung zu beleuchten. »Ihr Mann hat ein Verfallsdatum«, behauptet sie frech.
Umwelt und Technik
Umweltbewusstsein ist ein weiteres Thema, das sie dem Zuhörer mit ihren kritischen und wohldurchdachten Texten ans Herz legt. »Die Welt ist eine Müllhalde, was ist mit ihr passiert?« Die technische Entwicklung stellt sie mit einem wehmütigen Blick auf Zeiten, in denen Freunde noch miteinander gute Gespräche führten, auf den Prüfstand. Auch Sex ist ein Programmpunkt. »Ich hatte schon viel Sex, einmal schlechten, aber sonst nur guten. Jetzt bin ich 41 und höre auf damit«. Warum, erfahren die Gäste in ihrem Beziehungslied, in dem es, wie nicht anders zu erwarten, turbulent zugeht.
Ihr Buckelwalgesang erzeugt Lachtränen und findet seinen Höhepunkt in einem gemeinsamen Einübungsversuch. Zweimal macht sie einen Purzelbaum auf der Bühne. Einfach so.
Es gibt an diesem Abend noch ganz viele Momente, in denen man sich köstlich mit dieser virtuosen Alleinunterhalterin amüsiert, und ihr Plan scheint aufzugehen: Dem Applaus ist zu entnehmen, dass die Zuschauer sie richtig ins Herz geschlossen haben.
