Eine Straße von lukrativer Bedeutung

Vortrag: Egon Kirschner spricht zum Tag des offenen Denkmals in Külsheim über den mittelalterlichen Verkehrsweg

Külsheim
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Auf sogenannten »Meilenscheiben« konnten Reisende im 15. Jahrhundert Richtungs- und Entfernungsangaben ablesen.
Foto: Albert
Die Külsheimer »Hohe Straße«, die bereits im Mittelalter Kaisern und dem Volk als Reise- und Marschroute diente, stand am Sonntag, Tag des offenen Denkmals, im Mittelpunkt des Vortrags von Heimatforscher Egon Kirschner im Külsheimer Alten Rathaus. Mehr als 70 Zuhörer fanden trotz des Trubels auf dem benachbarten Großen Markt den Weg in den Vortragsraum.
Thematisch passten die Informationen rund um den mittelalterlichen Verkehrs- und Handelsweg zum diesjährigen Denkmal-Motto »Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr«. Mit zahlreichen Illustrationen erklärte der Referent, die »Hohe Straße« verlaufe auf Külsheimer Gemarkung dort, wo sich heute die nicht zugängliche Panzerstraße des Übungsgeländes befindet.
Als kürzeste Entfernung der Geleitstraße zwischen Tauberbischofsheim und Miltenberg sei sie als Teil eines Fernwegenetzes genutzt worden, das die fernen Handelsstädte Augsburg und Nürnberg mit der Messestadt Frankfurt verband. Die Bezeichnung »Hohe Straße« rührte wohl daher, dass diese Wege über die Höhenzüge führten und zudem von hoher überregionaler Wichtigkeit waren. Wenn diese Verbindungen als »Altstraßen« bezeichnet wurden, rührte dies von dem lateinischen Begriff »strata alta« her, was wiederum »hohe Straße« bedeute. Heute noch als »Weinstraßen« bezeichnete Strecken müssten überdies nicht unbedingt etwas mit dem Anbau oder dem Transport des Rebensafts zu tun haben, denn im Mittelhochdeutschen stehe das Wort »we-in« für Wagen, so dass es sich zumeist um alte Wagenstraßen handle.
Spärlich vorhandene Brücken
Eine solche Straße führte nachweislich von Tauberbischofsheim über Eiersheim, vorbei am »Zigeunerstock« nördlich von Steinfurt und über den Messhof, Tiefental und Neunkirchen bis nach Eichenbühl. Ein nördlicher Abzweig, die 1733 begonnene »alte Poststraße«, verband Eiersheim mit Külsheim und Hundheim. Wer schnellstens nach Würzburg wollte, nutzte die Verbindung von Neunkirchen über Sonderriet, Reicholzheim, Höhefeld und Neubrunn.
Bezeichnend war, so der Referent, dass sich solche Wege an den damals noch spärlich vorhandenen Brücken orientieren mussten. Schon bald seien für die mittelalterlichen Königs- und Heerstraßen Richtlinien erlassen worden. Insbesondere um einen reibungslosen Begegnungsverkehr zu gewährleisten, habe man Mindestbreiten von 16 Fuß, also etwa fünf Meter, vorgeschrieben. Außerdem hatte der Territorialherr für die Sicherheit der Reisenden zu sorgen, so dass gegen erhebliche Gebühren Schutzbriefe ausgegeben und bewaffnete Geleitreiter zur Verfügung gestellt wurden.
Insbesondere während der Messezeiten in Frankfurt habe auf den Geleitstraßen Straßenzwang gegolten, um den Schutz der Reisenden und der Waren zu gewährleisten. Kaufleute aus Augsburg oder Nürnberg seien in jener Zeit häufig durch Külsheim gekommen, was offenbar ein lukratives Geschäft für Gastwirte bedeutete: Zwölf Gaststätten und Herbergen gab es in der damals 1800 Einwohner zählenden Ortschaft.
Auf dem Weg zur Kaiserkrönung
Bis zu 70 Wagen hätten sich oftmals in einem Treck zusammengeschlossen und sich auf dem Weg von Augsburg nach Frankfurt auf eine 270 Kilometer lange und elf Tage währende Reise begeben. An die Herrschaft des Kurfürsten und Mainzer Erzbischofs Dietrich von Erbach erinnere heute noch das Wappenschild in der Külsheimer Katharinenkapelle.
Ganz nahe an Külsheim vorbei zog im Dezember 1711 kein geringerer als Karl VI. auf seinem Weg von Barcelona zur Kaiserkrönung nach Frankfurt. Er nächtigte im Klosterhof Breitenau im Erftal, einer Dependance des Klosters Bronnbach. Ihm zu Ehren ließ der Bronnbacher Prälat Hartmann dort ein Denkmal errichten.
Zweifellos sind auch die Reichsinsignien Krone, Reichsapfel und Zepter von Nürnberg über Külsheim nach Frankfurt transportiert worden.
alsi
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