Ein vielsaitiger Beruf

Klavierbauer: Thomas Jacob restauriert, verkauft und transportiert Pianos - Mitarbeiter sorgt für gute Stimmung

Wertheim
2 Min.

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Zum gu­ten Ton ge­hört für Kla­vier­bau­er Tho­mas Ja­cob, dass er auch mal an­de­re Sai­ten auf­zieht. Der 50-Jäh­ri­ge bie­tet ei­nen Pia­no-Rund­um­ser­vice an, der vom Trans­port über Sc­hön­heit­s­ope­ra­tio­nen bis zur Kom­p­let­t­re­stau­rie­rung reicht. Sein Job ist da­bei so viel­sei­tig wie die Mu­sik, die Pia­nis­ten ih­ren Kon­zert­flü­geln ent­lo­cken kön­nen.

So wie es beim Klavierspielen auf präzise Handarbeit ankommt, muss auch bei Jacob jeder Handgriff sitzen, wenn er das Innenleben eines Pianos aufbereitet. Bohrt er ein Loch verkehrt in den Langsteg, über den die Saiten verlaufen, ist dieser hinüber. »Alles muss bis auf hundertstel Millimeter genau passen«, betont der 50-Jährige. Jacob hat Automechaniker gelernt, beschäftigt sich aber bereits seit 1985 beruflich mit Pianos. 2007 hat er sich als Klavierbauer selbstständig gemacht. Den Blick unter die Kühlerhaube tauschte er also gegen den unter den Flügeldeckel.
20 Tonnen Zugkraft
Während in Autos immer mehr Aluminium verbaut wird, müssen in Pianos gusseiserne Platten eine Zugkraft von 15 bis 20 Tonnen aushalten, die durch die Saiten auf ihnen lasten. »Mit Alu wäre das Instrument zwar leichter, klingt dann aber nicht mehr richtig gut«, sagt Jacob. Vor allem beim Transport der Instrumente dürfte er sich manchmal aber wohl trotzdem wünschen, dass leichtere Bauteile infrage kämen. Klaviere bringen laut Jacob 160 bis 300 Kilogramm auf die Waage, Flügel wiegen 200 bis 600 Kilo.
Am schwierigsten sei es, das Piano eine Wendeltreppe ohne Absätze hinaufzuschaffen, weil man das Instrument zwischenzeitlich nicht einmal abstellen kann. Da liege man schon mal durchgeschwitzt unter dem Klavier und denke sich: »Warum tue ich mir das an?«, sagt der Klavierbauer lächelnd. Seinem Kreuz gehe es dank regelmäßigem Rückentraining aber gut.
Von Zeit zu Zeit sind auch konstruktive Lösungen gefragt, um den Transportauftrag zu erfüllen. Jacob erzählt etwa von einem Steinway-Flügel, den er eine gewendelte Kellertreppe herunterbringen sollte: »An einem Sturz sind wir nicht mehr weitergekommen. Es wurden dann drei Stufen aus der Treppe ausgebaut, damit der Flügel durchpasst.«
Marit Larsens Piano gestimmt
Für die gute Stimmung ist in Jacobs Firma Reinhold Dittrich zuständig. Der Orgelbaumeister stimmt seit mehr als 50 Jahren Klaviere nur nach Gehör, Stimmgeräte benutzt er dafür keine. »Der Ton muss immer schwingungsrein sein, aber in feinen Nuancen kann man beeinflussen, ob ein Akkord schärfer oder melodiöser klingt«, erklärt er. Bei Konzerten, die für den Rundfunk aufgenommen werden, stimmt Dittrich den Flügel vor der Probe und zwischen Probe und Konzert noch einmal. Auch die norwegische Popsängerin Marit Larsen (»If a song could get me you«) profitierte bei einem Auftritt in Würzburg schon von Dittrichs perfektem Gehör.
Ein altes Piano zu stimmen, dauert ungefähr anderthalb Stunden. Um einen alten Flügel komplett zu restaurieren, braucht Jacob in seiner Werkstatt in Uettingen sechs bis acht Wochen. In seinem Geschäft in Wertheim bietet der Klavierbauer Pianos zum Verkauf an, die er selbst überholt hat. In einem Kleinklavier, dessen Gehäuse um 1900 gebaut wurde, werkelt moderne Technik. Legt man eine CD ein, dann steuern Elektromagnete die Tasten des Pianos an - es spielt von selbst. Jacobs Klaviere sind also schon längst da, wo Autohersteller mit ihren selbstfahrenden Wagen noch hinwollen.

dVideo des selbstspielenden Klaviers im Internet: www.main-echo.de
Boris Dauber

Thomas Jacob restauriert, verkauft und transportiert Pianos
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