Schüler des Gym­na­si­ums Lohr starten Stratosphärenballon

Wetterforschung: Zum Schulfest werden Messsonden und Kameras bis auf 30 Kilometer Höhe fliegen

Lohr a.Main
2 Min.

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Die Schüler Andreas und Lysander präparieren die Wettersonde mit Messinstrumenten und Kameras. Foto: Frank Zagel
Foto: Frank Zagel
Im Hör­saal des Gym­na­si­ums Lohr herrscht am Don­ners­tag­vor­mit­tag hek­ti­sches Trei­ben. Sen­der, Ka­me­ras und Bau­tei­le ei­nes Wet­ter­bal­lons lie­gen auf der Ar­beits­fläche. Schü­ler pen­deln zwi­schen EDV-Raum und dem Klas­sen­zim­mer, tra­gen Ge­brauchs­an­lei­tun­gen um­her und ver­su­chen ver­schie­de­nen Bau­tei­le mit­ein­an­der zu ver­bin­den.

Die Zeit bis Montag ist knapp bemessen. Pünktlich um 17 Uhr zum Beginn des Schulfests soll der erste Stratosphärenflug einer Lohrer Schule starten.

»Wie viel Zeit haben wir eigentlich bis zum Start?«, fragt ein Schüler den begleitenden Lehrer Thomas Keßelring, der Physik und Mathematik unterrichtet. Der Studienrat bleibt gelassen, gibt aber im Gespräch zu diesem Projekt, das Daten zur Wetter- und Klimaforschung liefern soll, zu, »doch etwas unter Hektik« zu stehen. »Wir wollen jetzt sehen, welche Daten wir überhaupt erfassen können«, sagt der Lehrer.

Mit Zehntklässern vorbereitet

Nachdem im Laufe des Schuljahrs Werbebroschüren der Firma »Stratoflights« in der Schule seitens der Lehrer auf Interesse stießen, nahmen sich die Lehrkräfte Markus Ruf, Martin Hofmann und Thomas Keßelring des Projektes an, das auch bei Direktor Bernd Rottenbacher auf Unterstützung stieß.

Die Lehrkräfte scharten einige technisch interessierte Schüler der zehnten Klasse um sich und fanden bei der Sparkasse einen Unterstützer der Aktion. Vor den Pfingstferien begannen bereits die Planungen, einen Wetterballon mit drei Metern Durchmesser samt Fallschirm und Sensorenbox in die Stratosphäre fliegen zu lassen. Ausgestattet ist das Flugobjekt mit einem GPS-Sensor, der die Ortung in den Folgetagen ermöglichen soll.

»Der GPS-Tracker hat im Versuch geklappt«, berichtet Lysander, der am »Strato-Projekt«, wie sich die Gruppe intern bezeichnet, mit weiteren acht Schülern teilnimmt. In dem als Schaltzentrale genutzten EDV-Raum werden Rechner mit spezieller Software die ermittelten Daten auswerten. Ein knappes Kilo an Technik, das bis auf mehr als 30 Kilometer Höhe gebracht werden soll, wird Informationen über Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Flugbahn und das Magnetfeld speichern.

Wird die Box wieder gefunden?

»Das Wichtigste ist es, die Sensoren wieder zu finden«, erklärt Lysander, »sonst wäre alles umsonst.« Vor allem interessiert den 16-Jährigen, wie sich mit dem Luftdruck die Luftfeuchtigkeit ändert. »Eigentlich sind wir glücklich, wenn es überhaupt funktioniert«, ergänzt Andreas.

Lehrer Keßelring überlässt die Montage der Sonde und die Installation der Kameras seinen Schülern. »Ich habe mich um die Berechnung der Flugbahn gekümmert und wie viel Helium der Ballon benötigt«, berichtet der Lehrer über seine Aufgaben. Vier Kubikmetern Helium werden den Ballon zum Fliegen bringen. Ein Testflug war vorab nicht möglich, die Kosten wären dafür zu hoch gewesen. Auf etwa 800 Euro kommt das erweiterte Set mit Messinstrumenten.

Auch um die Genehmigungen kümmerte sich Keßelring mit seinen Kollegen. Eine Starterlaubnis war vom Zweckverband der Schule, der Stadt, aber auch von der Flugsicherung und der Luftfahrtbehörde notwendig. »Es war nicht unkompliziert, hat aber am Ende funktioniert«, zeigt sich Keßelring jetzt erleichtert.

Weitere Starts können folgen

Die technische Begeisterung ist den Schülern beim Zusammenbau der Sonde anzumerken. Jetzt muss sich der Wetterballon mit seinen Instrumenten und Kameras erst einmal in die Stratosphäre begeben und die Messelektronik im Umkreis von 200 Kilometern von Lohr wieder aufgefunden werden.

Wenn dies gelingt, stehen weiteren zwei Testflügen in den kommenden Schuljahren nichts im Wege. Dann möchte sich Keßelring mit seinen Schülern auch an detailliertere Auswertungen von Daten zu Erderwärmung wagen.

Hintergrund: So funktioniert ein Stratosphärenflug

Ein mit Helium gefüllter Wetterballon sorgt für den Auftrieb. Er steigt bis zu 40 000 Meter Höhe auf. Eine Styroporsonde mit Messgeräten und Kamera ist daran angebracht. Nachdem der Ballon durch den geringen Umgebungsdruck geplatzt ist, segelt die Sonde zurück zur Erde. GPS-Ortung: Mithilfe des in der Sonde installierten GPS Trackers wird die Sonde anschließend geborgen.

Starterlaubnis: Gemäß Luftverkehrsordnung benötigt man für den Aufstieg des Wetterballons eine Freigabe. Die Starterlaubnis erteilen Deutsche Flugsicherung und Luftfahrtbehörde ()

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