Kinderbetreuung in Lohr: Container wären nur letzte Kita-Lösung
Enge in der Einrichtung am Seeweg
Wie es danach weitergeht, ist offen, ein Ausweichen auf Container ist laut Stadt aber nur »die allerletzte Lösung«. Aus städtischer Sicht müssen die konkreten Anmeldezahlen abgewartet werden.
Das Landratsamt hat unserem Medienhaus auf Anfrage bestätigt, dass es sich bereits um die zweite erteilte Ausnahmegenehmigung für maximal 15 zusätzliche Kindergartenplätze handelt, die Ende August ausläuft. Bei den Haushaltsberatungen im Stadtrat wurde die Befürchtung geäußert, dass danach Container aufgestellt werden müssten.
Andererseits möchten Eltern den Turnraum wieder zur Verfügung haben, weil die Möglichkeit zur Gymnastik zur Betriebsstättenerlaubnis der Kindertagesstätte gehört. Wie zu erfahren war, machen einige Eltern Gastkinder aus anderen Gemeinden und die hohe Zahl betreuter Schulkinder für die Raumnot mitverantwortlich.
Nach Angaben von Rathaussprecher Dieter Daus werden in der Tagesstätte Seeweg aktuell 70 »Regelkinder« zwischen drei und sechs Jahren, 39 Krippenkinder, 40 Schulkinder und 14 Kinder ab 2,7 Jahren in der Notgruppe betreut, die als Kindergartengruppe zählt, insgesamt also 163 Kinder. Im Regelbereich seien durch Fluktuation zurzeit fünf Plätze frei. Zwei Neuaufnahmen stünden ab März an, dazu komme der hausinterne Wechsel von Kindern, die drei Jahre alt würden. Damit sei der Kindergarten im März wieder mit 75 Kindern voll belegt. Für die drei frei werdenden Plätze im Krippenbereich lägen drei Anmeldungen vor, die Kinder würden im März/April aufgenommen.
Gastkinder werden laut Daus im Seeweg-Kindergarten seit 2018/19 normalerweise nicht mehr aufgenommen, erklärte der Geschäftsleitende Beamte. Kinder, die bereits im Seeweg seien, dürften bleiben, selbst wenn Eltern umziehen. Aus diesen Gründen würden aktuell auch im Seeweg-Kindergarten Gastkinder betreut.
Für die Betreuung der Schulkinder (Hort) sei der 1. Stock der Einrichtung vorgesehen. Ganz viele Familien, deren Kinder bereits den Seeweg-Kindergarten besucht haben, entschieden sich für die Betreuung im dortigen Hort, »da eine gute pädagogische Arbeit geleistet wird«, so Daus.
Nach seinen Worten zeigt sich im Kindergarten Seeweg eine starke Nachfrage und viele Zu- und Abgänge während des Kindergartenjahres, »da im Stadtgebiet viele Familien, aber auch Alleinerziehende wohnen«. Oft seien Eltern darunter, die nicht auf andere Einrichtungen ausweichen könnten, da beispielsweise kein Auto vorhanden sei.
Anhand der Geburtenzahlen sei zu erkennen, dass für die Seeweg-Kita »die höchsten Bedarfszahlen im Kindergarten- wie im Krippenbereich vorliegen«. Der Bedarf habe bislang stets gedeckt werden können, betonte der Rathaussprecher - dank der »hervorragenden Arbeit des Personals und des Entgegenkommens des Landratsamts« bei der Notgruppe.
Zur Aussage im Stadtrat, diese Genehmigung sei »letztmalig« erteilt worden, sagte Daus: »Das Landratsamt würde erst nach unseren tatsächlichen Fallzahlen eine Entscheidung treffen.« Die Anmeldungen für die städtischen Kindertagesstätten liefen derzeit.
Ferner müssten die Anmeldungen für die freigemeinnützigen Kindergärten abgewartet werden. Erst dann werde der Bedarf der Kinderbetreuung konkret. Die Aufstellung von zusätzlichen mobilen Räumen wie Containern sei »aktuell nicht geplant«. Sie wäre nach Daus' Worten »nur die allerletzte Möglichkeit, um den Bedarf zu decken«.
In den hohen Anmeldezahlen für die Kindertagesstätte Seeweg (wie auch für die Einrichtung in Sendelbach) zeigen laut Daus die »politischen Veränderungen der letzten Jahre deutlich ihre Auswirkungen«. Laut Prognose stiegen die Betreuungszahlen weiter, vor allem im Krippenbereich und bei Grundschulkindern. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei nur mit guten Betreuungsmöglichkeiten zu schaffen.
Dass sich der Bedarf stark auf die großen Kindergärten Seeweg und Sendelbach auswirke, hänge sicher mit dem Wohnort zusammen. In den Haushalt seien 12 000 Euro eingestellt, um für den Seeweg Entwicklungsmöglichkeiten zu prüfen. Aktuell kommt die Stadt nach Angaben des Rathaussprechers den »rechtlichen Verpflichtung sehr gut nach«.
Ein hundertprozentiger Ausbau an Plätzen in Kindertageseinrichtungen sei bereits für das Alter von drei bis sechs Jahren vorhanden. Im Krippenbereich gebe es einen bedarfsgerechten Ausbau. Bei den Schulkindern komme im Jahr 2025 eventuell ein weiterer Rechtsanspruch auf die Stadt zu, »wovon wir heute schon circa 60 Prozent erfüllen können«.
Eine groß angelegte Familienbefragung mit einer Seminargruppe der Fachhochschule (FH) Würzburg/Schweinfurt gab es vor kurzem in Lohr. Die Eltern konnten in den Kindergärten den Befragern direkt, aber auch online antworten.
Dem Betreuungsjahr 2020/21 gelte die Umfrage, erklärte Rathaussprecher Dieter Daus auf Anfrage. Abgefragt worden sei der Bedarf der Eltern nach Kinderbetreuung im Kindergarten sowie im Grundschulbereich einschließlich einer Ferienbetreuung.
1379 Eltern sind kontaktiert worden, 387 Antworten zurückgekommen. Ziel der Befragung sei es, »Angebotslücken oder Unzufriedenheiten zu erkennen, um schließlich ein bedarfsgerechtes Angebot sicherzustellen«, so Daus.
Die Ergebnisse sollen dem Stadtrat vorgestellt werden, sobald die Antworten ausgewertet sind.
