Holzernte im Mondrhythmus

Forstwirtschaft: Bei Vollmond gefällte Bäume sollen besonderes Holz liefern - Hafenlohrer Schreiner probiert es aus

Hafenlohr
3 Min.

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Insgesamt wurden 14 Festmeter Mondholz eingeschlagen. Foto: Steffen Schreck
Foto: Steffen Schreck
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Fritz Schwab zeigt, dass die Scheibe nur einen einzigen Riss hat.
Foto: Steffen Schreck
Ob der Mond halb oder ganz zu se­hen ist, hat nach Über­zeu­gung vie­ler gro­ßen Ein­fluss auf Mensch und Na­tur. Das gilt auch für Holz: So­ge­nann­tes Mond­holz, das bei be­stimm­ten Mond­pha­sen ge­ern­tet wird, soll von be­son­de­rer Qua­li­tät, Sta­bi­li­tät und re­sis­tent ge­gen Un­ge­zie­fer sein. Der Ha­fen­l­oh­rer Sch­r­ei­ner­meis­ter Fritz Schwab hat es aus­pro­biert.
200 Jahre durften die Eichen im Rothenfelser Ruderschaftsholz wachsen. Dann hat der Schollbrunner Unternehmer Matthias Fischer sie am 21. Dezember 2016 pünktlich zwischen elf bis zwölf Uhr mittags in Schwabs Auftrag gefällt. Das war nach dem Mondphasenkalender der ideale Termin für den Holzeinschlag. Am Freitag hat die Spedition Ehehalt aus Urspringen die Bäume verladen und abtransportiert. Nun wird sich zeigen, was dran ist an der besonderen Qualität des Mondholzes.
Auf die Idee haben den Hafenlohrer Schreiner seine Kollegen aus der Meisterschule in Oberbayern gebracht. »Die haben mir immer vorgeschwärmt«, erzählt Schwab. Der begehrte Rohstoff Eiche wächst zudem gleich im Nachbarort Rothenfels. Nicht nur in Massen, sondern laut Schwab auch in einer besonderen Qualität. Der Preis in der Spitze liegt entsprechend so auch bei 1950 Euro je Festmeter.
Optimaler Standort
»In über 400 Meter Höhe wachsen sie langsamer«, meint der Schreinermeister. Dazu stünden sie an einem Osthang und würden daher nicht ganz so viel Sonne abbekommen. Auf der Höhe, im Rothenfelser Ruderschaftsholz, sei es zudem noch absolut eben. Schwab lobt die Menschen, die vor rund 200 Jahren dort Eichen angepflanzt haben. »Die haben sich was gedacht«, so Schwab. Auf dem Weg zum Zielort, mitten im Rothenfelser Forst, zeigt der Unternehmer immer wieder auf besondere Bäume. Beinahe zwangsläufig kommt er so auch auf das Thema Nationalpark. Schwab ist sich sicher, die Eiche würde mit der Zeit komplett verschwinden. »Die wachsen langsamer und können sich wegen der schneller wachsenden Buchen nicht entwickeln«, so der Holzexperte.
An insgesamt zwei Stellen im Rothenfelser Forst muss Unternehmer Ehehalt die Stämme aufladen. Mit wenigen Handgriffen schwenkt der Kran hin und her, dann liegt der größte Stamm mit vier Festmetern auf dem Langholzfuhrwerk. Insgesamt 16 Festmeter hat Schwab gekauft. Ein paar Hundert Meter weiter liegen noch weitere Stämme. Auch hier ist der Unternehmer nicht lange beschäftigt. Am längsten brauchen er und Schwab dafür, den letzten fehlenden Stamm zu identifizieren. Denn in der Rothenfelser Flur liegt noch einiges an Holz, das 2016 eingeschlagen wurde.
Gute Öko-Bilanz
Mit dem Lastwagen wird das Holz dann ins nahe Sägewerk Mehling nach Hafenlohr gebracht. Dort werden die wertvollsten Stämme zu Furnierholz verarbeitet. »Der Rest wird Massivholz«, sagt Fritz Schwab. Er lobt die gute Zusammenarbeit mit dem benachbarten Furnierwerk und bedankt sich, dass dort seine Bäume verarbeitet werden. »Eigentlich ist es ja Konkurrenz«, gibt er ehrlich zu. Er schätzt die Nachhaltigkeit seiner Arbeit, die durch den kurzen Weg von Holztransport und der Verarbeitung eingehalten wird.
Zurück in der Schreinerei zeigt Schwab eine Scheibe von einer Eiche. »Die haben wir abgesägt und getrocknet«, sagt der 57-Jährige. »Jetzt hat sie ungefähr 5,5 Grad Feuchtigkeit«, sagt Schwab. 7,5 könne man in der Schreinerei schon verarbeiten. Auf der Scheibe findet er nur einen kleinen Riss. »Normal wären da viel mehr Risse, das zeigt die besondere Qualität«, so Schwab weiter. Er ist überzeugt davon, dass dies mit dem Einschlag zur richtigen Mondphase zusammenhängt. Er ist zufrieden, dass alles so gut in Einklang zu bringen war. »Drei Tage vor Weihnachten zu einer bestimmten Uhrzeit, das ist keine Selbstverständlichkeit«, weiß der Schreiner.
Auch der Rothenfelser Bürgermeister Michael Gram freute sich über den Holzverkauf in die Nachbargemeinde. »Das Holz hat durch den kurzen Transportweg nach Hafenlohr auch eine sehr gute Öko-Bilanz«, sagt Gram. »Ich bin mir sicher, dass viele Kunden dieses Alleinstellungsmerkmal Mondholz aus der Region zu schätzen wissen«, so der Bürgermeister weiter.
Steffen Schreck
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