Erinnerung an Deportation
Denkort: Gut zwei Dutzend Bürger bei Gedenkfeier in Marktheidenfeld
Die kleine städtische Gedenkfeier wurde von der jungen Tessa Englert einfühlsam mit besinnlichen Klängen auf dem Akkordeon umrahmt. Bürgermeister Thomas Stamm erinnerte in seiner Rede an neun Menschen »wie du und ich«, die in ihrer Heimatstadt fest verwurzelt waren und dort gerne lebten.
Blinder Hass auf das »anders sein« habe zu ihrer Verfolgung und Ermordung in der NS-Zeit geführt. Es sei zu viel weggesehen worden und es habe zu wenig Zivilcourage gegeben. Die Erinnerung gelte ebenso den Angehörigen aller anderen Opfergruppen der nationalsozialistischen Diktatur. Man müsse aber Lehren aus den Geschehnissen ziehen. Diskriminierung fange bei Kleinigkeiten im Alltag an. Andere Religionen, Kulturen und Menschen sollten Anerkennung finden, sie bereicherten eine Stadt, in der heute Angehörige aus über 80 Nationen friedlich miteinander lebten und arbeiteten.
Hinsehen und Zivilcourage seien durch den Krieg in der Ukraine gegenwärtig in besonderem Maß gefordert. Stamm appellierte, den von dort geflüchteten Menschen in der Stadt offen zu begegnen, sie zusammen mit dem unermüdlichen Kreis von Helfern weiterhin warmherzig in die Stadtgesellschaft aufzunehmen. Bevor die Gäste bunte Rosen der Erinnerung an der Koffer-Skulptur niederlegten, hatte der Bürgermeister noch einen kulturellen Tipp. In Würzburg zeigt das Mainfranken-Theater gegenwärtig eine Inszenierung des »Tagebuchs der Anne Frank« im öffentlichen Raum, das auch den Denkort Deportationen am Würzburger Bahnhof besonders in den Blickpunkt rückt.
