Knautschzone: Gestatten, A ............!

Main-Echo-Autokolumne

Aschaffenburg
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05.04.2022 Aschaffenburg, Sabine Schömig.
Foto: Victoria Schwab
Jemanden zu lautstark zu beschimpfen ist heute kein Tabu mehr, stellt unsere Autorin fest. Vor allem bei den täglichen Mini-Dramen zwischen Auto und Rad gehört das "A-Wort" beinahe zur Grundverständigung.

Streit am Straßenrand: Diskussionen zwischen Auto- und Rennradfahrern können schnell eskalieren.
Foto: Leunig/dpa/tmn)

Wie sch­nell ein Mensch in­zwi­schen auf ein nicht sehr hoch ge­schätz­tes Kör­per­teil re­du­ziert wird, kann man im­mer häu­fi­ger beim Au­to- oder Rad­fah­ren er­le­ben. Das Wort, das mit dem ers­ten Buch­sta­ben im Al­pha­bet be­ginnt, liegt in­zwi­schen ganz lo­cker auf der Zun­ge. Je­man­den laut­stark als A ... zu beschimpfen, galt noch vor ein paar Jahren als absolutes No Go. Da ist man regelrecht selbst zusammengezuckt, wenn man das nur über eine andere Person gedacht hat!

Doch dank allgemeiner sprachlicher Verirrung im Umgang miteinander - Social Media sei dank! - werden wir ständig lässiger im Verteilen von Schimpfwörtern. Die Latte liegt inzwischen so tief, dass das A-Wort fast schon zum Kosewort geworden ist. Vor allem bei den täglichen Mini-Dramen zwischen Auto und Rad gehört es beinahe zur Grundverständigung: Ich stehe mit dem Auto in einer Seitenstraße und will auf die Hauptstraße einbiegen, dafür muss ich ein Stück auf den querenden Radweg stoßen, sonst sehe ich nicht, ob frei ist: da grüßt mich der knapp vor meiner Kühlerhaube vorbei schrammende Radler mit wehendem Grauschopf bereits mit einem freudigen »A ...loch!«

Manchmal darf man die nette Konversation auch mit Körpererfahrung verbinden, wenn der Mann im Wagen hinter mir zum Beispiel meint, in der Ortschaft überholen zu müssen, weil Tempo 30 unerträglich ist, auch wenn es da gilt, dann abbremst, aussteigt und mir durchs offene Fenster das Du in Verbindung mit dem A-Wort und einem Ausrufezeichen anbietet. Gut, ich war schon froh, dass er nicht Blutsbrüderschaft mit Hilfe eines Klappmessers schließen wollte. Deshalb werde ich das Mantra einer Freundin in meine Gedankenwelt aufnehmen, die vor jeder Fahrt den Satz aufsagt: »Hier und jetzt akzeptiere ich ein friedvolles und sicheres Autofahren«. Sie sagt, das entspanne sie und wirke auch auf das Umfeld.

Leider wusste ich das noch nicht, als uns mitten im Wald ein Pick-up-Truck mit ziemlichem Tempo entgegenkam. Ich signalisierte laut, was ich über ihn dachte. Künftig werde ich vorher mein Mantra aufsagen.


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