Sicherheitsbilanz für Unterfranken: Internetkriminalität und Betrug nehmen zu

Mehr Straftaten gegenüber 2021, weniger als 2019

WÜRZBURG
2 Min.

Kommentieren

Sie müssen sich anmelden um diese Funktionalität nutzen zu können.

Die hohen Steigerungsraten bei der Internet-Kriminalität bereiten der unterfränkischen Polizei Sorgen. Foto: Zacharie Scheurer (dpa)
Foto: Zacharie Scheurer
Für ge­wöhn­lich rich­tet sich bei der Si­cher­heits­bi­lanz der un­ter­frän­ki­schen Po­li­zei der Blick auf die Ver­g­leichs­zah­len des Vor­jah­res. Die ge­rie­ten bei der Pres­se­kon­fe­renz am Frei­tag in Würz­burg je­doch et­was ins Hin­ter­tref­fen.

Holger Baumbach, Leiter der Verbrechensbekämpfung, bot eine differenzierte Betrachtung der Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr: »2021 war tatsächlich ein Ausreißer nach unten coronabedingt«. Die Zahlen damals seien »historisch niedrig« gewesen.

Entsprechend legte er wie auch Polizeipräsident Detlev Tolle das Augenmerk eher auf den Vergleich zu 2019. Und damit der Zeit vor der Pandemie und die damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen und abgesagten Feste. Dies zeigte in den meisten Deliktsbereichen gleichbleibende oder zurückgehende Zahl der angezeigten Fälle. Mit zwei Ausnahmen, die Tolle auch Sorgen bereiten: den Betrugsfällen etwa durch Enkeltrick oder falsche Polizisten sowie Internetkriminalität.

Was die Fälle angeht, die in Unterfranken von Ermittlern abgeschlossen wurden - sogenannte Endsachbearbeitung - ergab sich bei der Internetkriminalität eine Zunahme von rund 2800 auf 4300.

Offenbar sind Betrüger, die am Telefon vorgaukeln, dass ein Verwandter dringend Hilfe braucht oder sich als falsche Polizisten ausgeben und angeblich Wertsachen sicherstellen, in Unterfranken immer erfolgreicher. 2022 gab es rund 4700 Anzeigen dieser Art, in 474 Fällen vollendeten die Kriminellen ihre Tat auch. Das ergibt einen Anteil von 17,4 Prozent, ein Rekordwert.

Zunehmend agieren sie nach Angaben von Andreas Fleckenstein, stellvertretender Leiter des Ermittlungsdienstes bei der Polizeiinspektion Aschaffenburg, mittels Messenger wie WhatsApp. 36 Prozent der Fälle seien so am Untermain begangen worden. Die neue Masche mache fast 20 Prozent des Beuteschadens im Bereich Callcenterbetrug aus.

Betrug: Millionenschaden

Die Kriminellen verursachten hier 2022 einen Vermögensschaden von vier Millionen Euro, 2021 waren es nur 1,4 Millionen Euro. Über alle Betrugsarten lag die Aufklärungsquote bei 58 Prozent. »Es lohnt sich also durchaus, Anzeige zu erstatten«, sagte Baumbach.

Insgesamt lag die Aufklärungsquote bei rund 70 Prozent, damit auf dem Niveau von 2019, aber etwas niedriger als 2020 und 2021. Die Zahl der Straftaten ging im Vergleich zurück: Rund 46.000 gegenüber knapp 48.000 bedeuten ein Minus von drei Prozent. Gegenüber 2021 ergab sich ein Plus von zwölf Prozent.

Zurück ging im Vergleich zu 2019 die Häufigkeitszahl, also die Zahl der Straftaten gerechnet auf 100.000 Einwohner, von rund 3600 auf 3500. Dabei gab es vor allem deutlich weniger schwere Diebstähle und Rauschgiftdelikte.

Bezogen auf die Landkreise stieg die Zahl der Straftaten besonders stark in Main-Spessart, um rund 19 Prozent gegenüber 2021. Für den Kreis Aschaffenburg gab es ein Plus von 3,4 Prozent, bei der Stadt selbst von knapp 16 Prozent. Am niedrigsten stieg die Zahl der angezeigten Straftaten in Unterfranken im Kreis Miltenberg, um 2,9 Prozent.

Umgekehrt verzeichneten die Polizeiinspektionen Miltenberg und Obernburg 2022 die höchste Aufklärungsquote von fast 77 Prozent. Stadt und Kreis Aschaffenburg kamen auf gut 69 Prozent, der Kreis Main-Spessart rund 71 Prozent.

Der Anstieg in Main-Spessart ist laut Baumbach »keine wirklich besorgniserregende Entwicklung«. Dieser sei vor allem zurückzuführen auf mehr Fälle von Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Fahrraddiebstählen.

Bei der Flut von Zahlen, die Tolle und seine Experten präsentierten, wollte er sich von der blanken Statistik nicht blenden lassen. »Entscheidend ist für mich das Gefühl der Menschen in Unterfranken«, sagte der Polizeichef. Darum wolle er bürgernahe Polizeikräfte, die sich einfach auf die Straßen und Plätze stellen als Ansprechpartner oder in Geschäfte gehen. Dies sei gegeben. »Wenn Innenminister Joachim Herrmann sagt, dass man in Bayern sicher lebt, sage ich mit Stolz: In Unterfranken ist es noch ein bisschen sicherer«, sagte der unterfränkische Polizeipräsident zur Sicherheitsbilanz. > Seite 2

Mehr zum Thema Callcenterbetrug unter: https://www.main-echo.de/aber-sicher

Kommentare

Um Beiträge schreiben zu können, müssen Sie angemeldet und Ihre E-Mail Adresse bestätigt sein!


Benutzername
Passwort
Anmeldung über Cookie merken
laden
Artikel einbinden
Sie möchten diesen Artikel in Ihre eigene Webseite integrieren?
Mit diesem Modul haben Sie die Möglichkeit dazu – ganz einfach und kostenlos!