Gibt es bald Wettervorhersagen nicht nur von Meteorologen?

Forscher arbeiten an Prognosen aus dem Bienenstock

Würzburg
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Ministerin Judith Gerlach (CSU) mit dem Bienenvolk auf dem Dach des Ministeriums.
Foto: Bayerisches Digitalministerium
Zugegeben: Die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr groß, aber falls in Deutschland ein Erdbeben, ein Vulkanausbruch oder ein Tsunami droht, könnte vom Zentrum für Künstliche Intelligenz (CAIDAS) an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg die entscheidende Vorwarnung kommen. Denn für CAIDAS arbeiten derzeit schon mehr als eine Million hoch sensibler freier Mitarbeiter, die buchstäblich das Gras wachsen hören.

Bei CAIDAS in Würzburg laufen die Daten von derzeit 70 Bienenstöcken zusammen, die hauptsächlich in Deutschland, einige aber auch schon im Ausland aufgestellt sind, schilderte deren Sprecher und Informatiklehrer Andreas Hotho am Donnerstag in München. Jeder einzelne Stock erfasst eine Vielzahl von Daten über das, was innerhalb und außerhalb des Stocks vor sich geht.

Angestoßen wurde das Projekt "we4bee" des emeritierten Biologieprofessors und "Bienenpapsts" Jürgen Tautz. Am Donnerstag wurde ein weiterer Mosaikstein des "we4bee"-Netzwerks hinzugefügt: Etwa 15.000 Bienen bezogen ihr neues Zuhause auf dem Dach des bayerischen Digitalministeriums in München. Damit sei man schlagartig zum größten Ministerium geworden, was die Zahl der Mitarbeiter angehe, freute sich Digitalministerin Judith Gerlach (CSU).

Geflügelte "Biosensoren"

Zunächst erhoffen sich die Forscher von dem Bienen-Netzwerk vor allem Informationen über den Zustand von Umwelt und Insekten. "we4bee"-Geschäftsführerin Claudia Leikam verwies auf das anhaltende Insektensterben über die letzten Jahrzehnte hinweg. 80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen werden in Deutschland durch Bienen bestäubt. Der weltweite jährliche volkswirtschaftliche Nutzen der schwarz-gelben Honigsammler werde auf 265 Milliarden Euro geschätzt.

Die bei der Auswertung der Milliarden anfallender Daten aus den Bienenbehausungen eingesetzte Künstliche Intelligenz (KI) soll darüber hinaus Muster im Verhalten der Bienenvölker erkennen und diese deuten. Das geschieht im Rahmen eines "Semisupervised Learning", erläuterte Informatikprofessor Hotho. Besonders interessiert ist die KI an "seltenen Ereignissen" in den Bienenstöcken. Ministerin Gerlach sieht in der  Beobachtung der Bienen einen Beleg für die große Chancen, welche die Digitalisierung für den Klima- und Umweltschutz eröffne.

So könnte denn auch längerfristig eine "große Vision" (Leikam) der Forscher Wirklichkeit werden, nämlich den Einsatz von Bienen als "Biosensoren". Man weiß aus anderen Teilen der Welt schon lange, dass Tiere bevorstehende Naturkatastrophen vorausahnen können. Auch Bienen wird diese Fähigkeit nachgesagt. Dabei geht es nicht nur um eher exotische Ereignisse wie Erdbeben und Tsunamis, sondern auch um Vorhersagen von Unwettern und Trockenperioden. Darüberhinaus dienten die vielfach an Schulen und Universitäten stationierten "we4bee"-Projektbienenvölker der Umweltbildung.

Imformationen im Internet: www.we4bee.org

 

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